Ohne Absturz durch die Krisen der Zeit

Ohne Absturz durch die Krisen der ZeitZittau, 13. September 2022. Von Thomas Beier. Schaut man auf die Aussichten des Arbeitsmarktes, dann kann man sich eines mulmigen Gefühls nicht erwehren. Zu unübersichtlich ist der aktuelle Krisen-Mix. Angesichts jeder einzelnen Krise schwant einem wieder einmal: Schlimmer geht immer!

Abb.: Manche Ziele lassen sich nur auf unsicheren Wegen erreichen. Wenn es um einen neuen Job geht, kann ein Jobcoaching helfen
Fotomontage: Igor Link, Pixabay License
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Die Frage nach Geld und Selbstverwirklichung

Schlagen die Krisen voll auf den Arbeitsmarkt durch – und das ist immerhin zu befürchten – dann stehen viele Bezieher von kleineren und mittleren Einkommen an einem Scheidepunkt: Entweder Fall in die staatlichen Sozialsysteme oder sich ein Einkommen sichern, dass die Krisenerscheinungen wenigstens bezahlbar macht.

Das Abseilen in die staatliche Grundsicherung, die bald zum attraktiven Bürgergeld ausgebaut wird, ist eine Option. Befreit von den Qualen der Arbeit, von Miete und Heizkosten, dafür versehen mit einem Taschengeld von 500 Euro und einem halben Glas Bier lässt es sich leben und vor allem dann gut, wenn man sich schwarz noch etwas dazuverdient. Aber das macht ja niemand, nö, nö.

Geld ist nicht alles, aber ohne Geld...

Nun ist Geld für ein gutes Leben zwar notwendig, aber nicht hinreichend, wie Mathematiker sagen würden – ganz davon abgesehen, dass die Abhängigkeit von einem Amt grundsätzlich etwas Unangenehmes ist. Neben Geld gibt es nämlich noch etwas: Das Streben nach Selbstverwirklichung im weitesten Sinne.

Das Ziel des Selbstverwirklichungsprozesses kann man unterschiedlich beschreiben. Für den einen ist es der Flow, der Zustand, in dem man seine nicht geringen Herausforderungen nicht ohne Anstrengung meistert, was zu hoher Zufriedenheit führt. Anders gesagt: Wer sich nie anzustrengen braucht, wird auch nie erleben, wie sich Erfolg anfühlt. Für andere geht es eher darum, weitestgehend tun und lassen zu können, was man selbst will, sich also nicht zum Zwecke des Gelderwerbs anderen unterordnen zu müssen. Oft steht dann die Frage nach einem eigenen Unternehmen – machbar ist alles, die Frage ist nur, wie und wann kommt man hin, wohin man will.

Vier Wege zum Erfolg

Aus meiner langjährigen Erfahrung und Sicht als Unternehmensberater in der Personal-, Organisations- und Strategieentwicklung gibt es vier Wege beziehungsweise Instrumente, die in ein erfolgreiches Leben führen können – man muss sich nur im Klaren darüber sein, was man unter Erfolg versteht. Kurz gesagt: Um erfolgreich sein zu können, muss man sich herausfordernde Ziele setzen. Das Maß, in dem man diese Ziele erreicht, ist zugleich das Maß des Erfolgs.

Ob nun Einzelperson oder ganze Unternehmen: Es kommt darauf an, gewohnte Pfade zu verlassen und eine vielleicht ungewohnte Flexibilität – sprich: Bereitschaft für Aufwand bei nicht garantiertem Ausgang – an den Tag zu legen. Doch welche sind denn nun die vier Wege aus der Sicht eines Unternehmensberaters, wenn sich jemand beispielsweise beruflich verbessern möchte? Ideal als Ziel wäre etwa ein Job,


    • der Spaß macht und weitere Entwicklungsmöglichkeiten zulässt,
    • gut bezahlt wird und
    • zukunftsrobust ist, also für die nächsten Jahre sicher.

Beratung: das schwache Instrument

Das erste Instrument, das ein Berater aus seinem Methodenspektrum ansetzen könnte, ist zugleich das schwächste: die Beratung. Im dümmsten Fall läuft die Beratung nach dem Prinzip: "Ich sage dir, wie du das jetzt machst!" Hilft leider nichts, wenn der Beratene nicht weiß, weshalb er es gerade so machen soll oder es gar nicht kann. Selbst wenn man auch dieses Wissen vermittelt, bleibt die Wirkung schwach, denn Wissen kann durchaus abgelehnt werden und zwischen Wissen und seiner Anwendung liegen durchaus Welten.

Workshop: von selbst draufkommen

Wirksamer schon ist die zweite Methode: der strukturierte Workshop in all seinen Variationen. Hier liefert der Berater unter Nutzung der unterschiedlichen Workshop-Methoden ein zugeschnittenes Denksystem und die Teilnehmer erarbeiten sich selbst, was sie für ihren Erfolg tun müssen. Logisch: Wenn man selbst darauf gekommen ist, dann steht man ganz anders dahinter, als wenn man wie in der klassischen Beratung tun soll, was ein anderer meint.

Doch der Workshop hat einen Nachteil: Er kann künftige Entwicklungen, Situationen und Bedürfnisse kaum berücksichtigen, sondern allenfalls ausgehend von der aktuellen Situation eine grundlegende Vorgehensweise entwickeln – sicher im Sinne einer Strategie, nur sind selbst Strategien heutzutage zuweilen recht kurzlebig.

Coaching: Partner auf Zeit

Hier setzt die dritte Methode an: das Coaching. Ein gutes Coaching basiert oft auf einem schon nahezu persönlich zu nennenden Verhältnis zwischen dem Berater, der in dieser Rolle Coach genannt wird, und dem Coachee, der vorangebracht werden soll. Ähnlich wie im Sport bringt der Coach seine Methodenkompetenz, Erfahrungen und Kontakte ein, während es beim Coachee darum geht, seine Leistung zu verbessern.

Ein klassisches Coaching ist befristet. Will etwa jemand ein Jobcoaching in Anspruch nehmen, dann werden neben der Dauer auch die einzelnen Termine vereinbart. In jedem Coachinggespräch werden die aktuelle Situation definiert, die Vorgeschichte dazu betrachtet und es werden die nächsten erfolgversprechenden Schritte abgeleitet und zu Zielen gemacht.

Für das Coachinggespräch empfehlen sich für den Coachingnehmer klare Gesprächsstrukturen, ein guter Coach wird darauf achten:


    • was seit dem letzten Coachingtermin mit welchem Erfolg unternommen wurde,
    • was den Erfolg unterstützt und was ihn behindert hat
    • wodurch die aktuelle Situation insgesamt gekennzeichnet ist
    • was die nächsten Vorhaben und Ziele sind
    • an welcher Stelle Hilfe benötigt wird

Der Coach hingegen hat gegenüber dem Coachee eine Führungsaufgabe, für die er das grundlegende Instrumentarium der Mitarbeiterführung benötigt. Er muss in der Lage sein, die Stärken und Risikofaktoren der Coachees zu erkennen und mit Lob sowie methodisch richtig eingesetzter Kritik arbeiten. Es gehört viel Erfahrung dazu, etwa an der richtigen Stelle emotional zu werden oder in anderen Situationen kühl, distanziert und sachlich zu bleiben.

Selfmademan: bloß nicht einmischen

Auch das ist eine Methode: sich als Berater raushalten. Es gibt Leute, die haben den Erfolgswillen, den Spürsinn für Chancen, Menschen und Situationen. Oft handelt es sich um charismatische Männer oder Frauen, denen es leicht fällt, Unterstützer für ihre Ideen zu gewinnen. Treten Schwierigkeiten auf, dann meistern sie diese selbst, nehmen nochmals Anlauf oder machen es in der nächsten ähnlichen Situation besser. Solche Leute lassen sich kaum steuern, wobei die Frage im Grunde gar nicht steht, denn sie finden meist schnell aus eigener Kraft einen angemessenen Job.

Resümee

Die Praxis zeigt: Je länger jemand dem Arbeitsmarkt entfremdet ist, umso schwieriger wird es, einen passenden Job zu finden. Hir kann ein Jobcoaching eine wirksamere Hilfe darstellen als die Arbeitsberatung oder andere sogenannte Maßnahmen. Dem Arbeitsmarkt entfremden kann man sich übrigens auch durch eine langjährige Anstellung. Hier empfehlen manche Berater, den Arbeitsmarkt zu beobachten und seinen Marktwert durch eine gelegentliche Bewerbung zu testen.

Tipp:
Oberlausitzer Karrieretage 2022 am 1. und 2. Oktober im Messepark Löbau

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  • Quelle: Thomas Beier | Fotomontage: FotografieLink / Igor Link, Pixabay License
  • Erstellt am 13.09.2022 - 16:13Uhr | Zuletzt geändert am 13.09.2022 - 17:11Uhr
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