Safaripark an der B 96 eröffnet

Safaripark an der B 96 eröffnetZittau, 20. Juli 2020. Fährt man zuweilen die Bundesstraße B 96 in der wunderschönen Oberlausitz entlang, dann fühlt man sich in vergangene Zeiten zurückversetzt, in Zeiten, als es die im Jahr 1932 definierte Fernverkehrsstraße 96 noch gar nicht gab. Naja, der heutige Verlauf folgt der Reichsstraße 96, der 1934 eingeführt wurde. Vielleicht macht ja gerade das die Piste für diverse fahnenappellgewohnte Fähnchenschwenker attraktiv, die sich allsonntäglich hier positionieren.

Die Kreativität des deutschen Volkes ist unübertroffen! So kann es ja gar nicht untergehen!
Bildquelle: Die PARTEI
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Halten Sie die Fahne hoch!

Halten Sie die Fahne hoch!
Stiller Protest an der B 96: Die Mund-Nase-Abdeckung zwingt zur in der Politik wertvollen Fähigkeit, auch mal das Maul halten zu können
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Die Frage ist: Wie reagieren die Parteien darauf? Man könnte meinen, indem der Unterkiefer den Brustkorb einschlägt, so laut ist die Auseinandersetzung mit jenen, die nicht kapiert haben, dass sie sich nicht mehr auf das Tal der Ahnungslosen berufen können. Doch halt! Unter den Parteien gibt es eine Partei: Die PARTEI. Anders als die Partei, die diesen Anspruchstitel bis 1989 für sich in Anspruch nahm, zeigt sich Die PARTEI entschlossen und handlungsfähig.

Da ist es nur schlüssig, dass Die PARTEI am 18. Juli 2020 an die geschichts- und gegenwartsbelastete Bundesstraße B 96 als Racist Park (für Fremdsprachenphobe: Rassisten-Park) deklariert hat. Das Tolle daran: Auf Safari kann jedermann ganz ohne Führer gehen – einfach nur zu rechten Zeit die Straße entlang fahren, die präsentationsbedürftigen Parkbewohner stehen dann schon an der Straße. Eintritt wird nicht erhoben, Leckerlis sind nicht empfohlen, für mentale Verstörungen haften die Parkbesucher des Racist Park jedoch selbst.

Wie es sich für eine richtige Partei gehört, wurden die anwesenden Parteimitglieder, Sympathisanten, Mitläufer und Sonstige mittels dem Propagandainstrument einer gestenreich vorgetragenen Rede in den Bann gezogen. Der Zittauer Anzeiger ist so frei, den Wortlaut wiederzugeben:

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich, dass Sie so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind und heiße sie herzlich willkommen zu der heutigen Eröffnung eines der TOP Ausflugsziele der Oberlausitzer Tourismuslandschaft, dem Racist Park. Da der internationale Erlebnistagebau Turow-Olbersdorf dank einer kämpferischen Kreisstadt noch immer nicht fertiggestellt wurde, stand für uns als Turbopolitiker der Partei Die PARTEI die Frage im Raum: Was nun? Wie können wir die Menschen der Oberlausitz begeistern und gleichzeitig alte Erinnerungen wieder aufflammen lassen?

Bei unserem Brainstorming wurden deshalb auch Unternehmungen wie der GlatzenPark der Sächsischen Schweiz betrachtet, welcher, wie ja bekannt ist, ein grandioser Erfolg war. Es freut mich deshalb umso mehr, dass Gäste aus eben dieser Region heut hier bei uns sind. Jetzt, nach nun fast 13 Wochen schleichender Vorbereitung, können wir mit Stolz verkünden: Das Experiment ist geglückt, Der Racist Park ist fertig! Und dank der regen Einwohnerbeteiligung, konnten wir sogar besonders viele Themenbereiche umsetzten, wobei hier ein schwarz-weiß-roter Faden stets erkennbar ist.

Lassen Sie sich auf das Wagnis ein und versetzen Sie sich zurück in eine patriarchalische – nein – äh – patriotische – nein auch nicht – in eine prähistorische Epoche – ja genau, das war das Wort, das ich gesucht habe, in eine prähistorische Epoche. Entdecken Sie bei einer abenteuerlichen Safari Gattungen wie den Tricolorrassistops, den Ariadon, die empfindlichen Nationalus Porkus oder den mächtigen Naziosaurus. Nicht zu vergessen natürlich der allgegenwärtige Homofaschistus.

Dank aufwändigster Kulissengestaltung konnten all diese Wesen in ihrem natürlichen und ungestörten Lebensraum dargestellt werden. Jeden Sonntag öffnet nun der Park für selbstgeführte Touren. Steigen Sie in Ihr Auto und erkunden Sie die Gegend auf eigene Faust! Doch vergessen Sie dabei nicht, es handelt sich nach wie vor um wilde Bestien. Halten Sie also Ihre Türen und Fenster geschlossen, bleiben Sie in Bewegung meiden Sie rote Ampeln und füttern Sie die Tiere nicht mit Fakten, denn es könnte sein, sie fühlen sich dadurch angegriffen und verlieren die Kontrolle über ihr Bewusstsein.

Nun, bevor wir den Park eröffnen und das Eingangsschild enthüllen, möchte ich mich noch einmal bei unseren Sponsoren bedanken. Die BRD GmbH sorgt heute für absolute Sicherheit, Gates spendete freundlicher Weise den Livestream via 5G und die Antifa GbR stellte das Demogeld und die CoronaWährung zur Verfügung. Weiterhin gelang es uns heute nur Dank der stillen Proteste, diese Flächen zu nutzen – einen herzlichen Dank also auch hierfür! #NoFake


Nun, die wegweisende Ansprache wurde auch von Zaungästen mitgehört. Der alten Ossi-Erfahrung in Bulgarien gemäß, wo ein Kopfschütteln ein klares "Ja!" bedeutet, wurde überwältigende Sympathie durch Erheben des Mittelfingers gezeigt. An dieser Stelle dankt Die PARTEI ihren Oberlausitzer Sympathisanten! Und auf die immer wieder gestellte Frage, ob die Aktivisten der Die PARTEI denn nichts Besseres zu tun hätten, gabe es eine ehrliche Antwort, um die andere Parteien noch immer verlegen sind: "Nein!"

Abschließend ist es der Partei Die PARTEI ein herzliches Anliegen, den Teilnehmern der sogenannten Stillproteste, nein, Stillen Proteste einmal ebenso herzlich zu danken: Weil die stillen Protestler sich selbst filmen, also aus eigenem Antrieb die Gefilmten sind, fand auch der eindrucksvolle Protest der Partei Die PARTEI Verbreitung weit über die Oberlausitz hinaus.

Kulturzuschlag:
Die Oberlausitz ist ein schöner Landstrich, eine einzigartige Kulturlandschaft mit eigenlich schönen Menschen. Diese mögen Melanie Safka zu ihrem Song "Beautiful People" (wenn Sie im Englischunterricht lieber nicht aufgepasst haben, öffenen Sie den Link besser erst gar nicht) inspiriert haben – auch wenn man es sich einfach nur anhört inspiriert es doch dazu, über die Welt jenseits der B 96 nachzudenken.

Ach ja, da war ja auch noch "Ein älterer, aber leicht besoffener Herr", unvergesslich auf Lyrik-Jazz-Prosa mit Gerd E. Schäfer. Also das Brot war noch nich' da, aber die Freiheit konnte man sich schon damals nach dem Protest wieder mitnehmen: "Denn winsch ick Sie ooch ne vajniechte Wahl! Halten Sie die Fahne hoch!"

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Kommentare Lesermeinungen (2)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Jurassic Park B 96

Von O. Bretschneider am 02.08.2020 - 21:09Uhr
Jetzt versteh' ich endlich die prähistorische Versammlung!

Vielleicht sollte man das B96 Projekt tatsächlich für den Tourismuspreis vorschlagen, wo es doch unsere Oberlausitz auf so einnehmende und stille, ja geradezu sprachlose Weise im Rest der Republik bekanntmacht.

Ein frohes zurück in die Zukunft!

Danke für diesen Bericht! Danke an "Die Partei"!

Safaripark

Von Matthias Schmidt am 20.07.2020 - 15:09Uhr
Ganz großartig finde ich diese Aktion und danke Ihrer Zeitung, dass Sie darüber berichten, denn das ist leider nicht immer so einfach mit der Pressefreiheit. DANKE!

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  • Quelle: TEB | Bilderquelle: Die PARTEI
  • Erstellt am 20.07.2020 - 00:23Uhr | Zuletzt geändert am 02.08.2020 - 13:01Uhr
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