Von der Industriegeschichte in die Moderne
Zittau, 17. Oktober 2022. Von Thomas Beier. Während den einen immer wieder langweilig ist, haben die anderen niemals Zeit, weil sie von Beruf, ehrenamtlichem Engagement oder ihren Hobbys zu sehr in Anspruch genommen werden. Ein Feld, das bei manchen alle drei Felder abdeckt, ist die Industriegeschichte. Zittau ist reich davon, denkt man nur an die Textilindustrie und den Fahrzeugbau. In diesem Beitrag des Zittauer Anzeigers liegt der Fokus jedoch auf einem Werkstoff.
Ungebrochene Tradition in Sachsen: Aluminium
Wer sich in Sachsen für Industriegeschichte interessiert, hat ein überaus reiches Betätigungsfeld, das außerdem soziale und gesellschaftliche Entwicklungen berührt. Wer’s nicht glauben will, findet Zugang an den vier Standorten des Sächsischen Industriemuseums.
In der Oberlausitz und in Niederschlesien gibt es eine bis heute ungebrochene Industrietradition, die sich allerdings gründlich gewandelt hat: die Erzeugung und Verarbeitung von Aluminium. Die Plattformen der Regional Magazin Gruppe sind immer wieder darauf eingegangen:
- Das Aluminiumwerk Lauta – vom Görlitzer Anzeiger das Sächsische Metropolis genannt – produzierte vom 1918 bis 1990 Aluminium, mit starken Belastungen für die Umwelt. Heute ist vom Werk kaum noch etwas zu sehen, der Standort gilt als saniert.
- In Bautzen will die Weigl Group ihre Aluminium-Sandgusstechnologie weiterentwickeln, meldete der Zittauer Anzeiger im Februar 2007.
- Seit August 2016 ist das BORBET-Werk in Kodersdorf bei Görlitz, wo Aluminiumfelgen entstehen, immer wieder Thema im Görlitzer Anzeiger.
- Von der Rettung des Produktionsstandortes Zittau der Kunze Gruppe, bei der als Automobilzulieferer Stahl und Aluminium zerspant werden, berichtete der Zittauer Anzeiger knapp zehn Jahre später im Januar 2017.
- Im Februar 2021 erzählte der Görlitzer Anzeiger ein Stück Familiengeschichte: Die Technologie der Aluminiumdrückerei des Großvaters in Istanbul wiederentdeckt.
- Der Weißwasseraner Anzeiger würdigte im Dezember 2021 Aluminium als einen Superwerkstoff.
- Alfred Wilm, dem Schlesier, der das harte beziehungsweise feste Duraluminium erfand, widmete der Bautzner Anzeiger im März 2022 einen Beitrag.
- Ebenfalls im März 2022 ging der Görlitzer Anzeiger auf die Oberlausitzer Aluminiumgeschichte am Standort Lauta ein.
Faszinierende Eigenschaften von Aluminium
Als besonders leichtes, elektrisch gut leitfähiges und je nach Legierung und Nachbehandlung festes und hartes Metall steht Aluminium oftmals dort im Fokus, wo es um bewegte Teile und Leichtbau generell geht: Flugzeuge, Fahrzeuge und etwa Prothesen in der Rehatechnik.Eine weitere nennenswerte Eigenschaft von Aluminium ist dessen hervorragende Wärmeleitfähigkeit, die etwa dreimal höher als die von Stahl, mehr als 1.000 mal höher als bei Holz und grob 5.000 mal höher als die von Mineralwolle ist. Kein Wunder also, dass Aluminiumfenster außer Mode sind, dass relativ preisgünstige Material jedoch gern für Kühlkörper verwendet wird. Noch besser als Aluminium leiten die Wärme etwa Gold, Kupfer, Silber und – um rund den Faktor zehn höher – Diamant. Damit liegt auf der Hand, dass Aluminium das beste Preis-Leistungsverhältnis bietet.
Aluminium-Technologie am Ende?
Nun könnte man glauben, die Aluminium-Technologie sei ausgereift und bietet keinen Platz mehr für Innovationen. Von der Aluminiumerzeugung und der Veredlung über die Herstellung von Aluminium-Halbzeugen – das sind Produkte, die an die Weiterverarbeiter geliefert werden – bis hin zur Fertigung von Endprodukten schienen die Technologien ausgereift, doch bis in die Gegenwart machen die Entwicklungen rund um das Aluminium nicht halt. Eine davon war ein Paukenschlag, den es in den 1970er Jahren gab.Dazu ein wenig Hintergrundwissen: Wird Aluminium zur Weiterverarbeitung in Form von Platten benötigt, so werden diese klassisch in einem Aluminiumwalzwerk hergestellt. Solche Platten werden im etwa im Maschinen- und Gerätebau durch Fräsen – also spanabhebend – weiterverarbeitet. Der Haken dabei: Beim Walzen werden werden Spannungen und Ungleichmäßigkeiten in das Material eingetragen, die erst durch zusätzlichen Aufwand wieder verringert werden können.
Problemlösung durch Innovation
Helmut Geller – Gründer der Firma alimex – kam von ungefähr 50 Jahren auf die Idee, Aluminium nicht auswalzen, sondern nach einer Wärmebehandlung zu Platten zu zersägen. Das löste eine Reihe technologischer Probleme, denn die gesägten Halbzeuge brachten neben den herkömmlichen Vorteilen von Aluminium – zu denen auch die sehr gute Recyclebarkeit gehört – neue mit:- besonders spannungsarm und damit kein Verzug
- schnellere Bearbeitungszeiten
- keine zusätzlichen Glühungen
Detaillierter Nachlesen kann man das im Blogbeitrag "Die Aluminiumgussplatte – der Schlüssel zu High-End-Anwendungen" von Stefanie Halsbeck auf der Webseite von alimex, Lieferant von Aluminium Zuschnitt aus Gussplatten, unter News und dort Blog.
Verallgemeinerung
Wer in der Wirtschaft verankert und damit darauf angewiesen ist, mit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten, darf sich grundsätzlich nicht der Täuschung hingeben, am Endpunkt einer Entwicklung angekommen zu sein. Nach Phasen kontinuierlicher Weiterentwicklung kommt es immer wieder zu Innovationen, die Bisheriges großenteils obsolet machen. Drastische Beispiele sind die Ablösung der Elektronenröhre durch den Transistor oder die Ablösung des Verbrennungsmotors bei Pkw als Folge der Entwicklung leistungsfähiger Batteriespeicher.Tipp:
Im nahen Görlitz bietet das Netzwerk Industriekultur Führungen zu Lost Places und mit den Görlitzer Industrie-Salongesprächen ein Forum für alle Interessenten der Industriekultur. Außerdem unterhält das Netzwerk die Informationsstelle Industriekultur Görlitz.
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- Quelle: Thomas Beier | Foto: Webandi / Andreas Lischka, Pixabay License
- Erstellt am 17.10.2022 - 14:01Uhr | Zuletzt geändert am 17.10.2022 - 16:22Uhr
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