Zittau ist eine Stadt mit Potenzial

Zittau ist eine Stadt mit PotenzialZittau, 9. April 2020. Zittau in der Oberlausitz zählt mit seinen rund 26.500 Einwohnern zwar nicht zu den sächsischen Metropolen Leipzig, Dresden, Chemnitz und Zwickau, ist aber vergleichbar mit typischen sächsischen Mittelstädten wie etwa Annaberg-Buchholz, Glauchau, Limbach-Oberfrohna, Reichenbach i.V. oder Werdau. Was diese Städte vereint? Sie alle waren erfolgreiche Wirtschaftsstandorte und sind heute auf dem Weg, ihre Bedeutung zurückzugewinnen oder weiterzuentwickeln.

Für die Größe der Stadt hat Zittau ein üppiges Kulturangebot, hier das Zittauer Haus des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau
Foto: © Zittauer Anzeiger
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Leben in der Dreiländerregion – vielleicht im eigenen Umgebindehaus?

Leben in der Dreiländerregion – vielleicht im eigenen Umgebindehaus?
Ein für die Region Zittau – hier im sogenannten Oberland – typisches Umgebindehaus
Foto: Michael, Pixabay License

Der Blick auf Zittau erscheint paradox: Für Deutschland und Sachsen liegt es ganz am Rande, für die Dreiländerregion von Sachsen, Polen und Tschechien – und das macht die Stadt für Investoren interessant – aber mitten im Herzen. Die in den kommenden Jahren zunehmend bessere Verkehrsanbindung, so etwa der Ausbau der Bahnstrecke über Görlitz nach Berlin und die B 178n, ist wichtig für den weiteren wirtschaftlichen Aufschwung. Dank kluger Ansiedlungspolitik ist die Basis gegeben, wie die Gewerbegebiete beispielsweise in der Weinau und in Oberseifersdorf zeigen. Von hier ist es nicht einmal eine halbe Autostunde bis in die boomende böhmische Metropole Reichenberg (Liberec), die sich zu einer supermodernen Stadt entwickelt. Im heutigen Reichenberger Ortsteil Maffersdorf wurde Ferdinand Porsche (1875 – 1951) geboren und erhielt seine Ausbildung.

Ein Indikator für den wirtschaftlichen Aufschwung, so wie etwa auch in Görlitz als größter Stadt des gleichnamigen Landkreises, ist die Bauwirtschaft. Diese steht in der Oberlausitz insgesamt wirtschaftlich gut da – von den großen Bauunternehmen bis zum Solo-Selbständigen. Obgleich Wohnraum in so mancher Stadt im Osten Sachsens noch immer überreichlich vorhanden ist, wird viel gebaut. Sichtbar wird das in den beliebten Wohnlagen in den Speckgürteln der Städte, zudem sind sanierte Altstadtlagen sehr beliebt. In manchen Ortschaften wird das Bauland bereits knapp, weil Arbeitnehmer, die einst wegen der hohen Arbeitslosigkeit fortgezogen waren, nun zurückkehren und Arbeitsplätze in neu entstandenen Unternehmen besetzen.

Bauboom als Folge und treibende Kraft der Wirtschaftsentwicklung

Die Kosten für den Transport von wichtigen Baustoffen und anderen Materialien, die für den Bau neuer Immobilien oder für Sanierungen notwendig sind, fließen selbstverständlich in die Gesamtkosten ein. Doch in Sachsen sind die Baustoffpreise teils recht günstig, vor allem, wenn heimische Rohstoffe wie der Granit, ins Spiel kommen. In der Lausitz sind noch einige Tagebaue aktiv, so etwa der Granitabbau in Demitz-Thumitz und die Grauwackegewinnung in Großkoschen.

Ein Baustoff, der wohl auf nahezu jeder Baustelle Verwendung findet, ist das Bitumen oder besser gesagt die Bitumina, von denen man spricht, wenn Bitumen mit Polymeren modifiziert wird. Spätestens seit Teer wegen seiner krebserregenden Wirkung von den Baustellen wie denen des Straßenbaus verschwunden ist, hat sich Bitumen zu einem vielfältig einsetzbaren Baustoff und Ausgangsprodukt für unterschiedliche Produkte entwickelt.

Neben dem Bau hochbelastbarer Straßen wie etwa der B 178n bei Zittau, bei denen polymermodifiziertes Bitumen dem Asphaltgemisch zugegeben wird, ist Bitumen für die Bauwirtschaft unverzichtbar. Seine wichtigste Eigenschaft, die die hier genutzt wird: Es ist wasserdicht. Deshalb eignet sich Bitumen in jeweils spezieller Ausführung für Kellerabdichtungen von außen oder beispielsweise auch für den Brückenbau, wo es elastische, schwingungsdämpfende und korrosionsschützende Verbindungen ermöglicht. Auch eignet sich Bitumen hervorragend für den Verguss von Dehnfugen. Selbst die moderne Elektro- und die Papierindustrie wären ohne Bitumen nicht denkbar. In der Kraftfahrzeugproduktion dient Bitumen auch als Antidröhnbeschichtung und wird bei der Reifenherstellung verwendt.

Dichtes Dach dank Bitumen

Bitumenbahnen gehören zu den wichtigsten und günstigsten Baumaterialien zum Dachdecken. Im Volksmund "Dachpappe" oder "Teerpappe" genannten Bahnen werden mit unterschiedlichen Trägermaterialien, Bitumenqualitäten und Dicken hergestellt, je nach Verwendungszweck talkumiert oder besandet. Eine besondere Variante sind die Schweißbahnen, die beim Verlegen mit einer Gasflamme erhitzt werden und durch das geschmolzene Bitumen – etwas Geschick vorausgesetzt – auf einfache Weise verklebt werden können; es gibt allerdings auch kaltklebende Bahnen.

Damit lassen sich vor allem Flachdächer bei sorgfältiger Verarbeitung zuverlässig abdichten. Wer das Dach anschließend fachmännisch begrünt, schützt das Bitumen neben der Besandung zusätzlich vor UV-Einstrahlung und zudem vor thermischen Belastungen. Steile Dächer werden mit in unterschiedlichen Farben und Formen erhältlichen Bitumenschindeln gedeckt, was den Dächern ein dachziegelähnliches Aussehen verleiht. Besonders für Nebengebäude sind Bitumen-Dachplatten geeignet. Neben den verbreiteten Wellplatten gibt es auch Dachplatten in ziegelartiger Gestalt. Wer mit einem Dachausbau zusätzlichen Wohnraum schafft, kann zudem auf diffusionsoffene Bitumen-Unterspannbahnen setzen, die es sogar in selbstverklebender Ausführung gibt.

Bitumen historisch

Tausende Tonnen Bitumen werden jedes Jahr allein in Deutschland verbaut. Wegen seiner Eigenschaften handelt es sich um einen sehr wertvollen Baustoff, der übrigens auch im Wasserbau genutzt wird. Bei Bitumen kann man tatsächlich von einem altbewährten Baustoff sprechen – immerhin ist seine Nutzung seit rund 5.000 Jahren nachweisbar. In Mesopotamien, dem Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, betrieben die Sumerer im dritten Jahrtausend v. Chr. eine regelrechte Asphaltindustrie.

Ein weitgehend vergessene Rolle spielte Bitumen auch bei der Erfindung der Fotografie. Zu deren Erfindern zählt neben Talbot und Daguerre auch Nicolas Niepce, der 1826 lichtempfindlichen syrischen Asphalt für eine Fotoaufnahme verwendete.

Zurück nach Zittau

Bitumen und Matrialien, die mit Bitumen hergestellt werden, sind auch durch Hobbyhandwerker leicht anwendbar. Für die Region Zittau spielt das eine Rolle, weil hier vor allem Umgebindehäuser noch auf Bauherren warten, die sie mit Detailliebe sanieren. Die Börse der Stiftung Umgebindehaus bietet einen ersten Überblick. Für junge Familien ist das eine echte Chance, sich preiswert in landschaftlich überaus reizvoller Umgebung ein eigenes Zuhause zu schaffen. Die Dreiländerregion um Zittau und die Oberlausitz insgesamrt locken mit kultureller Vielfalt und mit offenen Stellen für Fachleute. An besten: Nach der Corona-Pandemie gleich mal hinfahren!

Tipp:
Wem Dächer und Industriekultur am Herzen liegen, der spendet für die Lina-Koch-Fabrik in Neugersdorf, auch wenn sich die beiden Spreequellstädte offiziell nur auf den Namen Ebersbach-Neugersdorf einigen konnten.

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  • Quelle: red | Foto Theater: © Görlitzer Anzeiger: Foro Umgebindehaus: MichaFotos / Michael, Pixabay License
  • Erstellt am 09.04.2020 - 11:11Uhr | Zuletzt geändert am 09.04.2020 - 17:14Uhr
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