Zittauer Gebäudesubstanz gesundschrumpfen – aber wie?
Zittau, 6. Mai 2017. Die Oberlausitz hat das große Glück, dass ihre historischen Städte von den Flächenbombardements des letzten großen Krieges verschont blieben. Doch vierzig Jahre sozialistischer Misswirtschaft haben an der Substanz genagt, seit Jahren bremsen Bevölkerungswegzug und demografischer Wandel die Sanierung leerstehender und maroder Wohnsubstanz. Folge: "Sachsen bleibt Abrissmeister", titelte die Sächsische Zeitung gegen Ende Juli 2016. Schon Anfang 2007 hatte der Görlitzer Anzeiger auf Alternativen zu Abrissvorhaben in Görlitz hingewiesen. Jetzt sind Abrisspläne für Zittau bekanntgeworden und das Stadtforum Zittau hat sich am 5. Mai 2017 positioniert, nachstehend die Mitteilung.
Abbildung oben: Einer der akuten Abrisskandidaten in Zittau ist das Gebäude Bahnhofstraße 34/36.
Pressemitteilung des Stadtforums Zittau zum geplanten Abriss von fünf historischen Zittauer Gebäuden

Die Wohnbaugesellschaft Zittau, ein städtisches Unternehmen, plant den Abriss von fünf historischen Gebäuden (Bahnhofstraße 34/36, Dr.-Friedrichs-Straße 7, Schrammstraße 17 und Dornspachstraße 31).
Das Stadtforum Zittau bedauert diese massiven Abrisse, die das Gesamtbild der Stadt noch weiter schädigen werden. Natürlich muss Zittau schrumpfen, dies sollte aber in geordneten Bahnen ablaufen. Hierbei ist es sicherlich nicht hilfreich, im ganzen Zittauer Stadtgebiet verschiedene Einzelgebäude abzureißen, vielmehr sollten Quartiere ganz oder teilweise (zum Beispiel Zittau-Ost) niedergelegt werden. Die historischen Strukturen dürfen keinesfalls noch weiter perforiert werden.
Bei drei Häusern, die abgerissen werden sollen, handelt es sich um Eckgebäude. Dies halten wir für äußert problematisch, da Eckgebäude eine wichtige optische und städtebauliche Funktion erfüllen. Abrisse in Größenordnungen führen auch zu einem resignativen Verhalten in der Bevölkerung, da der Eindruck vermittelt wird, dass man die bestehenden Probleme im baulichen Bereich nicht anders lösen kann.
Es ist müßig, darüber nachzudenken, ob die Politik in den letzten Jahrzehnten den baulichen Problemen genügend Aufmerksamkeit geschenkt hat. Aktuell besteht aber akuter Handlungsbedarf. So könnte beispielsweise als erste Maßnahme die Institution des "Runden Tisches", wie es von der Denkmalschutzkommission, die Zittau im letzten Jahr besucht hat, vorgeschlagen wurde, ins Leben gerufen werden, damit alle Akteure gemeinsam einen Plan zur weiteren Stadtentwicklung erarbeiten können.
Stadtforum Zittau
Silvio Thamm (1. Vorstand)
Thomas Göttsberger (2. Vorstand)
Kommentar:
Ist tatsächlich jedes alte Haus der Sanierung würdig, vor allem, wenn diese einen besonders hohen Aufwand mit sich bringt? Gibt es nicht Menschen, die wie in Zittau-Ost, gern in der "Platte" wohnen? Wäre es legtim, solche früher "Neubauviertel" genannten Quartiere abzureißen und deren Bewohnern als Ersatz das Wohnen in historischer Substanz anzubieten?
So lange ausreichend Wohnraum zur Verfügung steht – und in Ostsachen ist dieser im Überfluss vorhanden – entscheiden Mieter in Abhängigkeit von ihrer Finanzkraft selbst, wo sie wohnen. Plattenbaugebiete und ihre inzwischen meist aufgewertete Wohnqualität und teilweise Sanierung nach den Maßstäben für barrierefreies Wohnen sind so zur Konkurrenz für das Wohnen in den Innenstädten geworden. Nur weitgehend sanierte historische Stadtkerne wie beispielsweise in Görlitz sind beliebte Wohnlagen, für die sonstige historischen Bausubstanz kann es schwierig werden, Mieter zu finden.
Solche marktorientierten und betriebswirtschaftlichen Sichtweisen sind aber nur die eine Seite der Medaille. Wer sich "funktionierende" Städte im Westen der deutschen Republik anschaut, florierende Städte ohne Leerstand und mit relativ geringer Arbeitslosigkeit, dem fällt zuweilen das lieblose, vor allem wirtschaftlichen Architekturaspekten untergeordnete Stadtbild auf – soweit ein klassisches Stadtbild mit stimmigen Quartieren überhaupt noch existiert.
Historische Bebauung wie in Zittau, ohne größere Störungen durch Architektursünden der Nachkriegszeit, ist ein wertvolles Gut. Deshalb will jeder Eingriff, sei es durch Abriss, sei es durch Neubau, besonders gut überlegt sein,
meint Ihr Thomas Beier
Update:
Längst hat der Wandel alle Lebensbereiche ergriffen. Geht es um den Strukturwandel in der Wirtschaft, sind vor allem die Unternehmen selbst gefragt, wie sie das Management des Wandels vorantreiben können.



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- Quelle: red | Fotos: Stadtforum Zittau
- Erstellt am 06.05.2017 - 15:29Uhr | Zuletzt geändert am 10.08.2021 - 16:22Uhr
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