ZKM zur Entwicklung des Humboldt-Centers

Zittau, 18. Juni 2014. Die Zittauer Bürgerinitiative "Zittau kann mehr" (ZKM) - nach den Kreistagswahlen binnen weniger Monate nach ihrer Gründung drittstärkste Kraft im Wahlkreis 10 und im Kreistag vertreten - hat einen offenen Brief zur Entwicklung am Zittauer Humboldt-Center heruasgegeben, der sich vor allem an den Zittauer Oberbürgermeister, die Stadträte, die Stadtverwaltung, die Werbegemeinschaft der Zittauer Händler, die Stadtentwicklungsgesellschaft und das Stadtforum richtet. Damit verbunden ist die Hoffnung auf eine gemeinsame Linie aller Interessierten, Engagierten und Verantwortlichen in der Stadt Zittau, die sich vor allem an einer Stärkung der gefährdeten Zittauer Innenstadt als Schlüssel zu einer erfolgreichen Entwicklung der Gesamtstadt ausrichtet.

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Wortlaut des offenen Briefs vom 17. Juni 2014

Das nachstehende und zum Download bereitgestellte Dokument gibt nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder.

Die Fehler der Nachwendezeit dürfen nicht zementiert werden!

In den letzten zwei Jahren haben wir eine zum Teil erbittert und manchmal sehr persönlich geführte Debatte zum innerstädtischen Fachmarktzentrum erlebt. Hoffnungen und Wünsche, Ablehnung und Ängste, Freude aber auch Bedenken bezüglich des architektonischen Zusammenspiels historischer und kommender Bausubstanz wie auch zur Verträglichkeit für den Handelsort Zittau ergaben ein Abbild der gefühlten Lebenssituation der Bürger unserer Stadt.

Sich aktiv und so streitbar mit den Geschicken der Heimatstadt auseinander zu setzen ist einerseits ein hohes Gut, anderseits Verpflichtung, besonders sorgsam mit Entscheidungen umzugehen, welche Folgen für lange Zeiträume beinhalten.

Und genau hier sind wir erstaunt, wie spannungsfrei und offensichtlich recht einvernehmlich Verwaltung und Stadtrat einer weiteren Qualifizierung des Standortes Humboldt-Center zustimmen bzw. den Dingen ihren Lauf lassen wollen.

Es mag wohl richtig sein, dass man einer Konfrontation mit einem großen Investor auch hinsichtlich möglicher Folgekosten aus dem Weg gehen möchte. Uns stellt sich aber die deutliche Frage, ob alle juristischen, ebenso kommunikativen Möglichkeiten (z.B. im Austausch mit ebenfalls betroffenen Kommunen) genutzt wurden? Hier könnte unter Umständen ein gemeinsamer über Zittau hinausgehender Präzedenzfall zum Verhältnis Standortausbau / Kaufkraft-Index / vorhandener Handelsfläche und der Korrespondenz zu innerstädtischen Handelsflächen geschaffen werden. Wäre nicht mindestens eine entsprechende externe Untersuchung möglicher juristischer Folgen angebracht um Entscheidungen daraus abzuleiten?

Wenn schon der Bau eines innerstädtischen Fachmarktzentrums für einen Aufschrei sorgte, so stellt sich doch im Falle des Humboldt-Centers noch viel deutlicher die Frage nach der weiteren Entwicklung unserer Stadt.

Wo sind an dieser Stelle Bürgerbeteiligung, wo sicht- und hörbare Abwägungsprozesse ?
Wozu sonst wird qualifiziert und jährlich fortgeschrieben an einer Stadtentwicklungskonzeption gearbeitet?
Wozu werden Workshops zu Stadtentwicklung angeboten und mit großer Anteilnahme durch die Bevölkerung wahrgenommen?

Noch haben wir in Zittau eine innerstädtische Handelskultur, welche in vergleichbar großen Städten nicht mehr überall zum Alltag gehört.
Da mag sich jeder SEINE subjektive Meinung bilden und äußern, was bleibt, ist dennoch eine Vielfalt, welche im Verhältnis zur Größe der Stadt, ihrem Umfeld, zu Einwohnerzahl und Einkommensverhältnissen eine beachtliche Sortimentsbreite und mit Herz und Verstand geführte Geschäfte zeigt.
Geschäfte, welche das Gesicht einer Stadt maßgeblich mit prägen.
Geschäfte, welche zumeist durch deren Eigentümer mit hohem finanziellen Aufwand und damit verbundenem Risiko saniert und erhalten wurden.
Geschäfte, welche sicher nicht ein Großstadtsortiment führen können und dennoch im ideellen Wettbewerb genau dazu stehen.
Geschäfte, welche im Wettbewerb mit einer virtuellen Konkurrenz versuchen, Einkaufserlebnisse und Fachhandelskompetenz zu beweisen.
Diese Geschäfte als prägende Punkte unserer Stadt, als Lebensgrundlage Ihrer Inhaber und Mitarbeiter aber auch als notwendige Infrastruktur unserer gesamten Innenstadt zu erhalten, muss ein Anliegen aller Verantwortungsträger sein und sollte mit größter Sorgfalt als schützenswertes Gut betrachtet werden.

Wir können den Markt grundhaft sanieren und wir sollten historische Häuser restaurieren, soweit dies möglich ist. Sollten wir aber Fehlentscheidungen vergangener Tage, getroffen in der Hoffnung einer gedeihlicheren wirtschaftlichen Entwicklung, fortschreiben? Müssen wir nicht viel mehr neue Ansätze, welche durch die demographische Entwicklung notwendig werden, mutig abwägen, und die entsprechenden Entscheidungen umsetzen?

Es wurde doch auch sehr vieles in richtige Bahnen gelenkt - warum sollte dies nicht jetzt auch gemeinsam gelingen?

Ein weiter qualifiziertes und damit deutlich attraktiveres Center vor den Toren der Stadt ist mit Sicherheit kein Ansatz, unsere Innenstadt mit all ihren unverwechselbaren Facetten zu erhalten.
Legen wir doch eher den Schwerpunkt auf unsere Stärken und machen diese noch mehr zu einem Aushängeschild, statt auswechselbare Filialbetriebe das Gesamtgefüge einer Stadt verändern zu lassen!

Zittau kann mehr.
17.06.2014

Download!
Zittau kann mehr: Offener Brief zum Humboldt-Center vom 17. Juni 2014 (ca. 52KB)

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  • Quelle: red | Foto: © Zittauer Anzeiger
  • Erstellt am 18.06.2014 - 06:57Uhr | Zuletzt geändert am 18.06.2014 - 07:25Uhr
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