Petition gegen fragwürdige Abrisspläne für die Kantstraße in Zittau
Zittau, 8. Juli 2022. Geht es um Gebäude, so setzt sich seit einigen Jahren eine Erkenntnis von Denkmalschützern generell bei Interessierten und manchmal sogar bei Verantwortlichen, wenn sie ihrer Verantwortung gerecht werden, durch: Was weg ist, kommt nicht wieder und ist damit für immer verloren. Hinzu kommt, dass der gewaltige Energieeinsatz, der mit der Errichtung eines Gebäudes verbunden ist, durch den Einsatz weiterer Energie zunichte gemacht wird – Baustoffherstellung und Baumaschinen auf Basis von Solarstrom existieren noch nicht einmal als Vision.
Abriss von Wohnungen für Einkommensschwache trotz trotz Investor?
Das Stadtforum Zittau hat eine Petition erstellt, mit deren Hilfe der Abriss der Wohngebäude verhindert werden soll. Hintergrund: Die stadteigene Wohnbaugesellschaft Zittau mbH will nahezu den gesamten linksseitigen Straßenzug der Kantstraße 6 bis 32 in Zittau abreißen lassen, im Verwaltungsdeutsch "Rückbau" genannt. Noch im Juli 2022 soll es losgehen. Opfer einer kurzsichtigen Wohnungspolitik würde damit fünf zweistöckige Mietshäusern mit insgesamt 84 Wohnungen, enstanden nach dem Ersten Weltkrieg.
Sozial und nachhaltig
Das ist unbegreiflich: Es gibt einen Investor, der die zum Abriss vorgesehen Häuser kaufen möchte. Sie sollen saniert werden, um die zumeist kleinen Zweizimmerwohnungen einkommensschwachen Haushalten anbieten zu können. Das passt, denn die Kantstraße liegt ruhig und naturnah und verfügt über eine gute Verkehrs- und Versorgungsanbindung."Hier bietet sich das Potential, soziale Belange unter dem Gebot der Nachhaltigkeit und dem Erhalt historischer Bausubstanz sinnvoll zu verbinden", wird in der Petition argumentiert, weiter ist zu lesen: "In jedem Gebäude steckt sogenannte graue Energie, die bereits einmal für den Bau aufgewendet wurde und mit dem Abriss verloren geht. Gerade in unserer heutigen Zeit sollten Ressourcenschonung und unser ökologischer Fußabdruck eine große Rolle spielen."
Die Forderung
Das Stadtforum Zittau fordert die städtische Wohnbaugesellschaft Zittau mbH auf, die Abrisspläne zu stoppen und mit dem Kaufinteressenten in sofortige Verhandlungen einzutreten. Das Stadtforum spricht von einer "Fördermittel-inspirierten Abrisswut". Wichtig sei der Erhalt der historischen Bebauung in Zittau und ein aktives Tätigwerden, um der weiteren Perforierung einstmals geschlossener städtischer Baustrukturen in den historischen Teilen Zittaus Einhalt zu gebieten.Zur Petition und zu Kommentaren dazu:
ABRISS VERHINDERN! FÜR DEN ERHALT DES HISTORISCHEN GEBÄUDEENSEMBLES KANTSTRASSE 6 – 32 IN ZITTAU
Kommentar:
Görlitz hat es geschafft: Nach dem bereits begonnenen Abriss baulich makelloser Wohnbebauung hat die Stadt den Wahnsinn gestoppt. Heute befindet sich beispielsweise in geretteten Häusern auf der Reichertstraße ein Altenheim.
Auch Zittau kann das noch schaffen, sogar gesichtswahrend: Die sozialen Lasten des Ukrainekrieges und des verfehlten Strukturwandels werden neuen Bedarf an kleinen Wohnräumen mit sich bringen, schon wegen der geringeren Heizkosten. Außerdem ist mit dem weiteren Zuzug von Flüchtlingen zu rechnen. Es wäre ökonomischer wie auch ökologischer Unsinn, intakte Wohnhäuser abzureißen, um dann wieder neu zu bauen.
Außerdem sind die Kosten des Wohnens ein Argument, etwa Hochschulabsolventen in der Stadt zuhalten. Da braucht es nicht einmal Fördermittel, wenn Wohnen und Arbeiten – ob nun als Unternehmensgründer oder im permanenten Home Office – in Häusern wie auf der Kantstraße zusammengelegt werden – woanders geht es doch auch. Werden die Häuser abgerissen, ist jegliche Chance dafür vertan. Besser wäre es, sich Partner wie Kreatives Sachsen zur Seite zu holen, damit die endlich mal ihre Kreativität austoben können.
Auch die in Nabelschauen vertieften Projekt- und Strukturentwickler im Landkreis Görlitz könnten doch bittesehr am konkreten Objekt tätig werden. Man muss ja nicht einmal eigenes Geld einsetzen: Ein Investor für die Kantstraße ist ja da!
Aus städtebaulicher Sicht ist auch zu Fragen, weshalb ein Erinnerungsstück an den sozialistischen Wohnungsbau wie die Allendestraße saniert wird – ganz einfach: Minimaler Aufwand, maximaler Nutzen! Doch genau an dieser Stelle sollte sich eine stadteigene Gesellschaft ihrer Verantwortung für die Stadtentwicklung bewusst werden. Die betreffenden Häuser auf der Kantstraße verkaufen und den Abrissaufwand einsparen, einfacher geht es wohl nicht, etwas Gutes zu tun.
Für Lösungen, die Gebäude auf Kosten der Allgemeinheit zum toten Rasen umwandeln, damit Investoren später zu hohen Kosten neu bauen können, hat jedenfalls kein Verständnis
Ihr Thomas Beier
Kanststraße Abriss Mietshäuser 6-32
Von Matthias S. am 19.07.2022 - 18:12Uhr
Ich finde gerade diesen älteren Haustyp erhaltenswert, besonders wenn auch noch die Aufteilung in kleine Wohnungen bereits vorhanden ist, was für Alleinstehende / Rentner sicher vorteilhaft ist. Zudem dürften die Häuser energetisch besser sanierbar sein als Platten WBS70.... Und schöner sind sie allemal.
Diese Häuser zu erhalten und später als günstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen sollte sich die Stadt Zittau auf die Fahne schreiben, zudem wenn bereits ein Investor am Start ist.
Abrisspläne!
Von Frank Grimminger am 17.07.2022 - 21:23Uhr
Liebe Stadtplaner? Weg ist für immer weg, wie sollen sich unsere Nachkommen zu Hause fühlen wenn überall alles gleich aussieht? Denkmal übers Wort Denkmal nach…
Grüße von einem Handwerker mit Stil!
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- Quelle: red | Kommentar: Thomas Beier | Foto:
- Erstellt am 08.07.2022 - 06:48Uhr | Zuletzt geändert am 08.07.2022 - 07:56Uhr
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