Was versteht man unter Factoring?

Was versteht man unter Factoring?Zittau, 27. März 2019. Was ist für ein Unternehmen wichtiger: der Gewinn oder die Liquidität? "Das ist eine Fangfrage", erläutert der Markersdorfer Unternehmensberater Thomas Beier, der auch in Zittau eine ganze Reihe von Unternehmen in der Gründungsphase begleitet hat. Seine Erfahrung: "Die meisten denken, der Gewinn sei am wichtigsten." Korrekt müsse man die Frage aber anders beantworten: "Freilich ist auf Dauer Gewinn nötig, aber eben nicht jederzeit, die meisten Unternehmen kennen durchaus Verlustphasen. Liquidität hingegen muss ständig gegeben sein, denn ist man nicht zahlungsfähig, ist die Insolvenz angesagt. Vor diesem Hintergrund müssen Unternehmen manchmal mit Verlust verkaufen, nur um liquide zu bleiben." Unternehmer sind also gut beraten, wenn sie die Liquidität ihres Unternehmens absichern und den Bestand an "flüssigen Mitteln" erhöhen. Eine Methode dafür ist das Factoring, das der Zittauer Anzeiger heute vorstellt.
Abbildung oben: Der Herkulesbrunnen ist neben dem Schwanenbrunnen und dem Samariterinbrunnen einer der drei Brunnen auf der Zittauer Neustadt

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Factoring entbürokratisiert das Unternehmen und verschafft finanziellen Spielraum

Factoring entbürokratisiert das Unternehmen und verschafft finanziellen Spielraum
Auf der Zittauer Neustadt mit Herkulesbrunnen und Salzhaus – eine gesunde Wirtschaft spült nicht nur Gewerbesteuern in die Stadtkasse, sondern zeigt sich auch im Stadtbild

Unter Factoring versteht man den Verkauf der Forderungen eines Unternehmens. Dabei sind Lieferungen und Leistungen meist an gewerbliche Kunden gemeint. Die Forderungen werden an einen Factor bzw. eine Factoringgesellschaft veräußert werden, die diese sofort ganz oder – je nach Vereinbarung – erst einmal anteilig begleicht. Das Unternehmen, welches die Forderungen verkauft, erzielt somit einen Zahlungseingang, der zeitnah erfolgt. Anstelle auf den Zahlungseingang zu warten, was branchenabhängig Monate dauern kann, hat das betroffene Unternehmen sofort Geld und erhöht dadurch seine Liquidität.

Anforderungen

Damit Forderungen verkauft werden können, muss im Vorfeld ein Factoringvertrag, in dem sämtliche Parameter festgehalten sind, geschlossen werden. Grundsätzlich können im Vertrag alle Formen von Forderungen vereinbart werden. Möglich ist auch, die Forderungen auf einen Kundenstamm zu begrenzen. Darüber hinaus wird im Vertrag festgehalten, wie das mit dem Rechnungsempfänger vereinbarte Zahlungsziel aussieht. Bei inländischen Forderungen kann dies im B2B-bereich (Business-to-Business) bei 120 Tagen liegen, was die Auslandsforderungen angeht, so sind 180 Tage oft der Normalfall. Die Forderungen müssen frei von Rechten Dritter und zusätzlich in ihrer Höhe zweifelsfrei sein. Schließlich müssen auch die Bonität und die Seriosität der Kunden gegeben sein.

Welche Funktionen besitzt das Factoring?

Eine Factoringgesellschaft übernimmt die Finanzierungsfunktion, die Delkrederefunktion und die Dienstleistungsfunktion.

Wenn die Forderung entstanden ist, wird diese dem Factor zur Verfügung gestellt, was die Finanzplanung des Forderungsverkäufers wesentlich vereinfacht. Vor allem bekommt der Verkäufer umgehend liquide Mittel. Er muss sich also nicht weiter um den Zahlungseingang seiner an den Kunden gerichteten Forderungen kümmern.
Bei der Delkrederefunktion übernimmt der Factor auch das Ausfallrisiko, die Risiken werden mit 10 bis 20 Prozent des ursprünglichen Forderungswertes vergütet. Bei der Dienstleistungsfunktion wird im Vorfeld die Bonität des Verkäufers überprüft und auch überwacht.

Kosten

Bevor man das Factoring in Anspruch nimmt, sollte man Angebote für das Factoring vergleichen. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Anbietern, die sich auf diesen Bereich spezialisiert haben. Der Factor stellt dem Abnehmer der Factoring-Dienstleistung in Rechnung. Inkasso- und Mahnwesen, Forderungsmanagement, Ausfallschutz und Bonitätsprüfungen werden durch die Factoring-Gesellschaft überprüft und fließen in die Kosten des factorings ebenso ein wie die Art des Factorings, der Umsatz und die Vorfinanzierungskosten. Auch Bonität und Branche haben Einfluss..

Überwachung

Seit dem Jahr 2008 ist das Factoring erlaubnis- und aufsichtspflichtig. Die Gesellschaften müssen die Bestimmungen des Kreditgwesengesetzes (KWG) einhalten. Seit diesem Zeitpunkt unterliegen die Gesellschaften der Aufsicht der Bafin, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Auch die Deutsche Bundesbank übernimmt für die Factoringgesellschaften die Überwachung und Kontrolle.

Das Factoring ist häufig besonders gut für Unternehmen geeignet, die jung sind oder oft Liquiditätsengpässe haben.

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  • Quelle: red | Foto: © Zittauer Anzeiger
  • Erstellt am 27.03.2019 - 09:13Uhr | Zuletzt geändert am 07.09.2022 - 09:17Uhr
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