Preise beim 18. Neiße Filmfestival vergeben

Preise beim 18. Neiße Filmfestival vergebenGroßhennersdorf | Ebersbach/Sa., 20. September 2021. Gestern ist in der Dreiländerregion an der Neiße das 18. Neiße Filmfestival zu Ende gegangen. Das coronabedingt verschobene sächsisch-polnisch-tschechische Filmfest zeigte in diesem Jahr an mehr als 20 Spielorten in den drei Staaten rund 60 Filme in drei Wettbewerben. Hinzu kamen Filmreihen und ein Rahmenprogramm aus Ausstellungen und Filmgesprächen. Bereits am Sonnabend wurden bei der Preisverleihung im Filmtheater in Ebersbach/Sa. die Neiße-Fische, die vom Strahwalder Künstler Andreas Kupfer hergestellten Preisskulpturen des Festivals, vergeben.

Foto: Claudia Glatz
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Drei-Länder-Filmpreis für "Služobníci" (Die Diener) von Ivan Ostrochovský

Der mit 10.000 Euro dotierte "Drei-Länder-Filmpreis" der Sächsischen Kunstministerin für den besten Spielfilm, der vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus gestiftet wurde, ging an den tschechisch-slowakischen Beitrag "Služobníci" (Die Diener) von Ivan Ostrochovský. Die Jury mit der deutschen Regisseurin Susanne Heinrich, dem tschechischen Produzenten und Programmer Daniel Vadocký und dem polnischen Regisseur und Drehbuchautor Łukasz Grzegorzek musste sich im Wettbewerb zwischen je drei Spielfilmen aus Deutschland, Polen und Tschechien entscheiden. "Služobníci" erzählt eine universelle Geschichte über Freundschaft, Widerstand und Verrat, sparsam und wortkarg.

Den von der Stadt Zittau gestifteten Preis für die beste darstellerische Leistung erhielt Sara Fazilat für ihren Auftritt in "Nico" von Eline Gehring aus Deutschland. Vladimír Hruška wurde für seine Arbeit an "Havel" von Slávek Horák mit dem von der Stadt Görlitz gestifteten Preis für das beste Szenenbild ausgezeichnet. Der Neiße-Fisch für das beste Drehbuch, gestiftet von der Region Reichenberg (Liberecký kraj), ging an Lars Hubrich und Regisseur Marcus Lenz für den deutschen Beitrag "Rivale".

Bester Dokumentarfilm: "Zwyczajny kraj" (Normales Land) von Tomasz Wolski

Der polnische Beitrag "Zwyczajny kraj" von Tomasz Wolski erhielt den von "So geht sächsisch." gestifteten und mit 5.000 Euro dotierten Preis für den besten Dokumentarfilm. Die Jury, bestehend aus den Dokumentarfilmern Yulia Lokshina aus Deutschland, Tomáš Elšík aus Tschechien und Michal Bielawski aus Polen, begründete: "In seinem Film lädt uns Tomasz Wolski in eine Welt ein, in der sich das Gewöhnliche in einer Metamorphose befindet. Sorgfältig rekonstruiert er dabei mit Material, das durch den polnischen Geheimdienst aufgenommen wurde, eine Umgebung der Gefahr und Vorsicht. Die Szenen meist weit davon entfernt, spektakulär zu sein. Sie zeigen alltägliche Routine: Fetzen eines Telefongesprächs, gewöhnliche Menschen an den Straßen, in Parks oder Kneipen. Manche Autos werden verfolgt, Räumlichkeiten durchsucht, um Agenten der nächsten Generationen auszubilden. Durch das scheinbar bedeutungslosen Bilder erzählt der Regisseur vom brutalsten Aspekt politischer Unterdrückung innerhalb eines autoritären Regimes.

Bester Kurzfilm: "Jsme si o smrt blíž" (Wir sind uns einen Tod näher) von Bára Anna Stejskalová

Den Preis für den besten Kurzfilm erhielt der tschechische Beitrag "Jsme si o smrt blíž" Bára Anna Stejskalová über einen kleinen Parasiten im Kadaver eines Hundes und sein (Über-)Leben auf einer Müllkippe. Über den gendersprachlich zum "Studierendenrat" verballhornten Studentenrat der Hochschule Zittau/Görlitz gestifteten Preis entschieden die deutsche Festivalorganisatorin und Programmerin Anne Gaschütz, die tschechische Kuratorin Radka Weiserová und der polnische Drehbuchautor und Regisseur Bartek Kędzierski.

Weitere Auszeichnungen

Lobend erwähnt im Kurzfilmwettbewerb: "Top Down Memory" (Erinnerungen von oben nach unten) von Daniel Theiler. Der Filmverband Sachsen vergab seinen Spezialpreis in diesem Jahr an den Dokumentarfilm "Grenzland" von Andreas Voigt. Der Film beschäftigt sich mit der Lebensgeschichte von Jan Müller, der 1936 in Georgswalde, dem heutigen Jiřikov, geboren wurde und die Veränderungen einer Region hautnah bezeugen kann. Bereits 1991 besuchte Voigt die deutsch-polnische Grenze. Knapp 30 Jahre später reist er erneut in die Region, sucht und findet Begegnungen auf beiden Seiten der Oder und der Neiße. Die Themen sind Arbeit, Heimat und Liebe. Seine Beobachtungen erscheinen wie Geschichten vom Rand – dabei kommen sie aus der – eben wenig bedeutsamen – Mitte Europas. Voigt trifft auf Menschen, ihre Geschichte und ihre Landschaft. Im Norden das Stettiner Haff, im Süden Niederschlesien - dort, wo im Dreiländereck Polen, Deutschland und Tschechien zusammentreffen. Seinen Ehrenpreis vergab das Neiße Filmfestival an die tschechische Regisseurin und Drehbuchautorin Helena Třeštíková, und damit erstmals an einen Dokumentarfilmer.

Die Abstimmung für die Publikumspreise war in diesem Jahr aufgrund des verkürzten Programms noch bis zum gestrigen Festivalsonntag möglich. Die Publikumslieblinge werden informiert und erhalten ihren Neiße-Fisch per Kurier.

Tipp:
Das 19. Neiße Filmfestival findet vom 17. bis 22. Mai 2022 statt.

Mehr:
Das Filmfestival im Web

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  • Quelle: red | Foto: Claudia Glatz
  • Erstellt am 20.09.2021 - 08:52Uhr | Zuletzt geändert am 24.03.2022 - 19:23Uhr
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