Ermittlungen zu Einbruch in Zittauer Arbeitsagentur laufen auf Hochtouren
Zittau, 31. Oktober 2014. Von Elke Fasler. Die Ermittlungsarbeiten der Kriminalpolizei zum Einbruch in der Zittauer Arbeitagentur am Wochenende vom 25. und 26. Oktober sind noch nicht abgeschlossen. Solange der Fall nicht geklärt ist, wird diese "Tat der Verwüstung" Stadtgespräch in der Stadt im Dreiländereck bleiben und Raum für Spekulationen bieten. "Wer macht so etwas und warum?" - "Müssen wir uns darauf einstellen, dass mitten unter uns Menschen leben, die mit Gewalt ihre Wünsche erreichen wollen?" - "Wäre das nicht passiert, wenn das Arbeitsamt mit Videokameras überwacht würde?", so ein paar Beispiele aus Gesprächen mit Bürgern.
Mehr Überwachungstechnik in der Arbeitsagentur?
25.000 Euro Sachschaden sind nach ersten Schätzungen durch die Zerstörung des Sicherheitsglases in Türen und die Beschädigung von Mobiliar entstanden. Nicht in Zahlen ausgedrückt werden kann, wie sich dieser Gewaltakt auf das Sicherheitsgefühl der Bürger auswirkt.
Die klassische Variante für mehr Sicherheit vor Einbrechern sind bekannterweise Alarmanlagen und Überwachungskameras. In privaten Haushalten neigen immer mehr Menschen dazu, sich mit unterschiedlichster Technik vor Einbrechern zu schützen, doch ist diese Form der Verbrechensvorbeugung ein geeignetes Mittel auch in öffentlichen Räumen? Mit Sicherheit nicht!
Die Agentur für Arbeit ist ein hochsensibler Bereich. Im Rahmen der Arbeitsvermittlung werden zahlreiche persönliche Daten erfasst und es ist schwer vorstellbar, dass vertrauensvolle Gespräche unter "Anwesenheit" einer Überwachungskamera möglich sind.
Sicherheitstandards verbessern
Dieser Einbruch in der Zittauer Arbeitsagentur wird über die Reparaturarbeiten hinaus auch zum Nachdenken anregen müssen, wie die Sicherheitsstandards verbessert werden können. Wenn in absehbarer Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit der Freistaat Sachsen von einer Großen Koalition regiert wird, so ist lt. Koalitionsvertrag ein Stopp des Personalabbaus bei der Polizei geplant und pro Jahr sollen mindestens 400 Polizisten neu eingestellt werden.
Wenn diese Absichtserklärung in die Realität umgesetzt wird, dann besteht Grund zur Hoffnung, dass mehr Polizisten auf der Straße unterwegs sind und die Touren von Streifenwagen verdichtet werden können.
Durch eine größere Polizeipräsenz können Delikte wie im aktuellen Fall der Zittauer Arbeitsagentur nicht ausgeschlossen werden, aber die Chance, dass der Einbruch nicht zufällig und erst knapp zwei Tage nach der begangenen Tat entdeckt wird, ist größer und die Ermittlungsarbeit sicher leichter.
Über den Ausgang der Ermittlung berichtet der Zittauer Anzeiger zu gegebener Zeit.
Kommentar:
Geklaut wurde bei dem Einbruch in die Büros der Agentur für Arbeit in Zittau offenbar nichts. Sollte es sich also um reinen Vandalismus, ein "Frust ablassen" gehandelt haben? Gleich, welches Motiv dahinter steht, Verständnis und Entschuldigung gibt es für die Tat nicht.
Die Umbenennung des angestaubten Arbeitsamtes in das schicke "Agentur für Arbeit" hatte allerdings einen nicht gewollten Nebeneffekt: Sie verstärkte bei den Arbeitslosen den falschen Eindruck, vor allem hier Arbeit vermittelt zu bekommen, hier, wo doch die offensichtlich die Verantwortlichen "für Arbeit" sitzen. "Die können mir doch auch nichts anbieten", ist immer wieder der Eindruck der Betroffenen und oft genug bequeme Entschuldigung dafür, eigene Initiativen - so frustrierend viele Ablehnungen im Bewerbungsprozess sein mögen - herunterzufahren und im Status quo zu verharren.
Klar, Veränderung ist unbequem: Ein geringer qualifizierter Job, ein entfernter Arbeitsplatz, vielleicht sogar verbunden mit einem Wohnungswechsel, eine Umschulung, unangenehmere Arbeitszeiten sind Hürden, die beim Wiedereinstieg in die Arbeitswelt überwunden werden müssen - sofern zum Bewerber oder zur Bewerberin passende Arbeitsplätze überhaupt verfügbar sind. Solange sich aber sozialer Wohlstand und Prestige über Arbeitsverhältnisse definieren, gibt es in vielen Fällen keinen anderen Weg, als um jeden Preis überhaupt erst einmal eine geregelte Arbeit anzunehmen.
Die Agenturen für Arbeit sind Teil der gewaltigen Arbeitslosenverwaltungsmaschinerie und versuchen durchaus mit arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen den Arbeitsmarkt - Arbeitgeber wie auch die Arbeitslosen selbst - zu beeinflussen. Das gelingt um so besser bis hin zur erfolgreichen Vermittlung, je mehr die Arbeitslosen in diesem Prozess selbst engagiert mitwirken.
Frust auf die Arbeitsagenturen oder gar auf ihre Mitarbeiter ist dabei fehl am Platze: Genau so wenig, wie man von einem Ochsen Rindfleisch verlangen kann, darf man von einer Verwaltung - Anstalt des öffentlichen Rechts - unternehmerisches Verhalten erwarten,
meint Ihr Fritz R. Stänker
Mehr:
Thema im Jahr 2020: Eingebrochen wird eleganter, nämlich online. Technischer Schutz hilft hier wenig, im Mittelpunkt steht der Mensch, wenn unerwünschten Besuchern der Zutritt verwehrt werden soll.



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- Quelle: Elke Fasler | Kommentar: Fritz Rudolph Stänker | Grafik: geralt Gerd Altmann, pixabay, Lizenz CC0 Public Domain
- Erstellt am 31.10.2014 - 09:47Uhr | Zuletzt geändert am 19.12.2020 - 10:38Uhr
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