Wenn die Heizer leichter durch’s Gebirge schnaufen
Zittau, 16. April 2024. Die Zittauer Schmalspurbahn sind dabei, ihre Dampflokomotiven auf Leichtöl umzurüsten, um den CO2-Ausstoß um 40 Prozent zu reduzieren und damit die Zukunft dieser touristischen Attraktion zu sichern. Die Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft (SOEG), Betreiber der Bahnstrecken und des Fuhrparks, hat ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, bei dem zunächst zwei von vier Dampfloks auf Leichtöl statt Steinkohle umgestellt werden sollen. Dieses Vorhaben könnte als Modell für Dampfbahnen im ganzen Land dienen, zumal Leichtöl nicht nur die Treibhausgasemissionen reduziert, sondern auch weitere Vorteile bietet. Doch während die charakteristischen Dampfwölkchen trotz der Umrüstung erhalten bleiben, geht vielleicht mit dem Wechsel auf Leichtöl ein Stück des ursprünglichen Charmes der Dampfrösser verloren, die seit 1890 im Dienst stehen.
Gleich gehts los! Am Zittauer Hauptbahnhof
Foto: Author: Rainerhaufe, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Weniger dunkle Wolken bei den Zittauer Schmalspurbahnen
Noch gehts mit dunklem Dampf durch's Zittauer Gebirge
Foto: Author: Zp, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Das Pilotprojekt der Zittauer Schmalspurbahn zielt hauptsächlich darauf ab, die CO2-Emissionen zu reduzieren, die bei täglichem Betrieb von Dampflokomotiven entstehen. Der Wechsel von Steinkohle zu Leichtöl wird als ausgewogener Kompromiss zwischen technischer Machbarkeit und dem Erhalt des authentischen Zustands der Lokomotiven angesehen. Leichtöle sind Mineralölprodukte, die bei einer Temperatur von 210 °C zu mindestens 90 % verdampfen. Das trifft auf Produkte wie Motorenbenzin und leichtes Kerosin zu, jedoch nicht auf Dieselkraftstoff oder Heizöl. Die Möglichkeit eines zukünftigen Wechsels zu Bio-Leichtöl wird ebenfalls schon berücksichtigt.
Ein zusätzlicher Vorteil besteht darin, dass die Verwendung von Leichtöl keine Funkenflug mehr verursacht, wodurch die Lokomotiven auch bei Waldbrandgefahr sicher durch die Landschaft fahren können. Darüber hinaus wird die Arbeit für die Heizer erleichtert: Statt täglich zwei Tonnen Kohle in den Ofen zu schaufeln, müssen sie in Zukunft nur noch die Ölleitungen bedienen und die zuzuführende Menge mit einem Durchflussmesser für Öl kontrollieren.
Als Testobjekt wird erstmal nur eine der zur Zeit betriebsfähigen Danpfrösser umgerüstet, die eigentlich schon im September letzten Jahres eingeweiht werden sollte. Eine weitere Umrüstung ist geplant, möglicherweise sogar zwei weitere in Zukunft. Eine Lokomotive wird jedoch im Originalzustand belassen und weiterhin mit Kohle betrieben, um Eisenbahnenthusiasten als technisches Denkmal zu dienen. Im Herbst letzten Jahres wurde die Lok, die für die Umrüstung vorgesehen war, vorübergehend auf der Leipziger Fachmesse "Modell-Hobby-Spiel" ausgestellt. Dadurch überbrückte die SOEG die Wartezeit auf die Lieferung eines Feuerschirms, des letzten größeren Einbauteils im Rahmen der Arbeiten.
Finanzierung und Durchführung des Projekts sind langfristig gesichert
Das Projekt wird durch Mittel aus dem Kohlestrukturfonds für die Lausitzer Braunkohleregion finanziert. Bereits im November 2021 erhielt die Maßnahme grünes Licht vom zweiten regionalen Begleitausschuss im Lausitzer Revier. Der Freistaat Sachsen, gemeinsam mit dem Bund, fördert die Revitalisierung der Lausitz und Mitteldeutschlands mit Mitteln aus diesem Fond. Diese Regionen sollen durch die Fördermittel als Wirtschaftsstandorte gestärkt und Tourismusprojekte vorangetrieben werden. Zudem ist es Ziel, dass sie auch nach dem Ausstieg aus der Förderung des fossilen Energieträgers für ihre Bewohner attraktiv bleiben. Die Kohlekommission sowie der Freistaat Sachsen haben gemeinsam mit anderen Kohleländern in Deutschland erreicht, dass der Bund bis zu 40 Milliarden Euro für den Strukturwandel bereitstellt, wovon rund 10 Milliarden Euro in die beiden sächsischen Regionen fließen. Diese Mittel sollen dazu dienen, die Wertschöpfungsverluste auszugleichen, die durch das Ende des Braunkohleabbaus und der Braunkohleverstromung entstehen.
Für alle Arbeitsleistungen und das Material steht ein Gesamtbudget von 1,3 Millionen Euro zur Verfügung, wobei die Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft einen Eigenanteil von zehn Prozent beisteuert. Die Umrüstungsarbeiten werden im Dampflokwerk Meiningen durchgeführt, wobei die Schweizer Firma DLM beteiligt ist. Nach Abschluss der Arbeiten muss die erste umgerüstete Lokomotive jedoch ihre Praxistauglichkeit unter Beweis stellen. Umfangreiche Testfahrten, unter anderem im Harz und an der Ostseeküste, sind dafür geplant. Weitere Eisenbahngesellschaften, so beispielsweise die Harzer Schmalspurbahnen, haben bereits Interesse an der Technologie des Pilotprojekts bekundet.
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- Erstellt am 15.04.2024 - 12:16Uhr | Zuletzt geändert am 16.04.2024 - 11:30Uhr
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