Zittau bietet Knöllchenvermeidung per Handy
Zittau, 31. Mai 2017. Fair ist das in den meisten Städten nicht: Parkt man auf einem kostenpflichtigen Parkplatz in der City, genau dort, wo es meist teuer wird, und hat einen Termin von ungewisser Dauer, zahlt man am Parkscheinautomaten fast automatisch zu viel – oder zu wenig mit einhergehendem Knöllchenrisiko. In Zittau könnte das jetzt anders laufen: Die Stadt im ostsächsichen Dreiländereck hat sich einer Initiative zur digitalen Parkraumbewirtschaftung angeschlossen, die ab morgen das Bezahlen per Handy ermöglicht, inklusive der Möglichkeit, die Parkdauer zu verlängern. Aus rechtlicher Sicht ergeben sich jedoch Fragen.
Abbildung: Ein übersichtlicher Aufkleber am Parkscheinautomaten informiert den zahlungswilligen, technologieaffinen und smartphonebesitzenden Parkplatznutzer, wie er sein Kleingeld im Portemonnaie stecken lassen kann.
Komfortabel für alle
Zittau kooperiert mit smartparking, einer Hamburger Initiative für digitale Parkraumbewirtschaftung.
Wer also sein rollendes Blechstück auf einem der kostenpflichtigen städtischen Parkplätze abstellt und ohne den üblichen Parkschein auskommen will, kann aktuell unter drei Handyparken-Anbietern (EasyPark, ParkNow und Trafficpass) wählen, weitere wie Yellowbrick und Sunhill sollen folgen. Wie das geht, dazu findet sich in den nächsten Tagen an jedem Parkscheinautomaten ein Kurzanleitung, natürlich auch auf den Webseiten und in den App-Beschreibungen der Anbieter.
Legal geparkt werden kann, wenn der Fahrer einfach per App, Anruf oder SMS die Parkzeit startet, indem er einen digitalen Parkschein löst. In einer Mitteilung der Stadt Zittau heißt es, die Parkzeit könne nach Bedarf gestoppt oder verlängert werden. So würden Überbezahlung und auch Verwarngelder wegen abgelaufener Tickets entfallen. Gratis ist soviel Service freilich nicht: Die Anbieter addieren unterschiedliche Zuschläge auf die kommunalen Parkgebühren.
Ob ein Auto ein gültiges digitales Ticket hat, erkennen die Mitarbeiter des Ordnungsamts, sobald sie das Kennzeichen mit einem zentralen System abgleichen. Praktisch für die Bürger: Sie können auch in anderen Städten Handyparken nutzen, zum Beispiel in Berlin, Köln und Hamburg. Eine Übesicht der städte gibt es auf der smartparking-Webseite.
Die App-Anbieter unterscheiden sich in der Verbreitung, im Preis und in der Technik: ParkNow setzt beispielsweise auf eine kostenfreie App, die dem Autofahrer neben dem bargeldlosen Parken am Straßenrand auch eine ticketlose Ein- und Ausfahrt in Parkhäuser ermöglicht. Die Anwendung ist auch ohne Registrierung sofort nutzbar. EasyPark läuft ebenfalls über eine kostenlose App. Diese stellt neben einer Start-, Verlängern- und Beenden-Funktion weitere komfortable Features bereit – etwa die Anzeige nahegelegener Parkzonen.
Werbeträchtiges Gesicht und Geschäftsführer des Smartparking - Plattform e.V. ist der frühere Hamburger Erste Bürgermeister Ole von Beust. Er bringt es auf den Punkt: "Unsere Plattformlösung ist offen für alle Wettbewerber. Damit lässt sie den Fahrern die Freiheit, sich für die Technik zu entscheiden, die ihnen am meisten zusagt. Und die Städte können Handyparken sehr schnell einführen – ohne aufwendige Ausschreibung."
Kommentar:
Schöne neue digitale Zeiten - wenn schon kassiert wird, dann komfortabel.
Unklar ist, wie die gebotene Parkzeitverlängerung mit § 13 StVO harmoniert. Nach dem darf nur "für die Dauer der zulässigen Parkzeit gehalten werden" – was das Nachlösen eines abgelaufenen Parkscheins verbietet, wenn das Fahrzeug nicht von Standplatz wegbewegt wurde.
Fragen ergeben sich auch für Leute, die einen vom Finanzamt anerkannten Beleg über ihre Parkgebühren benötigen – der Auszug des belasteten Bankkontos reicht dafür wohl nicht aus.
Und der Datenschutz? Im Grunde kann doch jede Politesse mein Kennzeichen und eine vermutete Parkzone eingeben und dann sehen, ob ich dort bzw. seit wann und für wie lange parke?
Fragen über Fragen – aber all das wird sich klären lassen und einspielen. Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten und wir freuen uns schon auf mögliche Weiterentwicklungen des Systems, beispielsweise, wenn das Auto mit eigener SIM-Karte ausgestattet ist und per GPS erkannt wird, dass es sich in einem kostenpflichtigen Parkbereich befindet. Dann läuft der Prozess bis zum Geldeinzug vollautomatisch.
Nicht auszudenken, was alles machbar ist,
findet Ihr Fritz R. Stänker
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- Quelle: red | Kommentar: Fritz R. Stänker | Grafik: Quelle Stadtverwaltung Zittau, Foto Parkautomat: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 31.05.2017 - 16:42Uhr | Zuletzt geändert am 31.05.2017 - 17:43Uhr
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