Seminar zu Paul Celan in Herrnhut
Großhennersdorf, 13. Oktober 2020. Wer in unserer Zeit nach Orientierung sucht, findet sie in den Lebenläufen Verfolgter. Verfolgt wurden unter Duldung oder gar Zustimmung der Mehrheitsgesellschaft immer wieder Minderheiten, wegen ihrer Religion, Nationalität, Kultur, nach vermeintlichen rassischen Merkmalen, wegen ihrer Kunst oder politischen Ansichten, weil sie Gedanken frei entwickelten oder einfach nur, um abschreckende Exempel zu statuieren.
Abb.: Auf dem Friedhof in Herrnhut
Foto: © Görlitzer Anzeiger
Einer der Großen der deutschsprachigen Weltliteratur
Oft genug wurden und werden Vorurteile geschürt und ein halbgebildeter Mob manipuliert, um unterschiedlichste Interessen durchzusetzen. Könnte man sich heute vorstellen, dass ein Wissenschaftler mit einem Schild um den Hals "Ich habe behauptet, Coronaviren seien gefährlich!" durch die Straßen geführt wird? Angesichts der Häme, mit der Wissenschaft in den sozialen Netzwerken teils kommentiert wird, ist wohl nichts mehr auszuschließen.
Jüdische Lebenswege
In Görlitz wird im November der Film "Wir sind Juden aus Breslau", der 14 Lebenswege dokumentiert, die über das Jahr 1945 hinausreichten.Jude war auch der Dichter Paul Antschel (1920-1970) , woraus im Zuge der Rumänisierung Paul Ancel wurde; berühmt wurde er unterdem Anagramm Paul Celan. Geboren wurde Celan im damaligen Nordrumänien, in Czernowitz, der Hauptstadt der Bukowina, als einziger Sohn deutschsprachiger jüdischer Eltern. Nach der Besetzung durch die Wehrmacht wuren die Juden in ein Ghetto gezwungen, wo sein Vater nach wenigen Monaten an Typhus starb. Cerans Mutter wurde erschlagen. Um der Deportation zu entgehen, meldete sich Ceran zum Arbeitsdienst, den er in einem Lager in der Walachei bei Zwangsarbeit im Straßenbau bis zur Befreiung durch die rote Armee im August 1944 verbrachte.
1945 ging Ceran nach Bukarest und floh 1947 über Ungarn nach Wien. 1948 ging er nach Paris, so sein erster Gedichtband erschien, der jedoch wegen vieler Fehler in gesamter Auflage eingestampft wurde. Zeitweise war Celan mit Ingeborg Bachmann verbunden, mit Martin Heidegger verband ihn gegenseitiger Respekt. Celan gilt heute als einer der wichtigsten Vertreter der deutschprachigen Weltliteratur.
Ende Oktober 2020 lädt nun die Umweltbibliothek Großhennersdorf aus Anlass seines 100. Geburtstags und 50. Todestags zu einem zweitägigen Seminar über Paul Celan ein.
Prädikat: Hingehen!
Freitag, 30. Oktober 2020, von 19 bis 21 Uhr, und am Folgetag von 9.30 bis 15 Uhr,
Gäste- und Tagungshaus KOMENSKÝ, Comeniusstraße 8 und 10, 02747 Herrnhut:
Paul Celan: Dichter und Zeitzeuge des totalitären 20. Jahrhunderts
Das Leben des großen Dichters wird als Zeitreise eines Menschen durch das totalitäre, gewalttätige 20. Jahrhundert nachgezeichnet. Während des Seminars wird nicht nur eine Annäherung an Celans Lyrik versucht, sondern darüber hinaus soll der dichterischen und jüdischen Tradition sowie der Rezeptionsgeschichte nachgegangen werden. Die Leitung haben der Theologe, Philosoph und Publizist Wolfram Tschiche aus Bismark in der Altmark und der rumäniendeutsche Schriftsteller, Journalist und Autor William Totok aus Berlin.
Die Teilnahme ist kostenfrei, um Anmeldung wird gebeten. Übernachtungs- und Verpflegungskosten sind selbst zu tragen. Anmeldung unter Tel. 035873 - 338-40 oder infox@xkomensky.de (Spamschutz: beide "x" entfernen).
Mehr:
Seminarinhalt und Programm



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- Quelle: red | Foto: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 13.10.2020 - 12:00Uhr | Zuletzt geändert am 13.10.2020 - 13:08Uhr
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