Militärfahrzeuge in Beiersdorf

Militärfahrzeuge in BeiersdorfBeiersdorf, 26. Juli 2021. Manchmal muss man es nur zulassen, ein wenig vom Wege abzukommen, um etwas für sich Neues zu entdecken. Am Wochenende klappte das in Beiersdorf im Kreis Görlitz, wenn man den großen Transparenten "Militärfahrzeuge" folgte. Wer erst am Sonntagnachittag kam, erlebte jedoch nur noch wenige Fahrzeuge kurz vor der Abreise.

Abb.: Hätten die Zittauer ROBUR-Werke den wirtschaftlichen Neustart in den Neunzigerjahren überlebt, wäre der LO als Wohnmobil vielleicht zum Renner geworden. Wer weiß?
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Militärfahrzeuge als Hobby

Militärfahrzeuge als Hobby
Am Sonntagnachmittag war der Ami schon weg: Vor allem Fahrzeuge sowjetischer Bauart, ein MAN und ein VW Kübel waren neben einer BMW Wehrmachtsmaschine noch da.
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Dennoch konnte der interessierte Zuhörer beim Fachsimpeln so einiges aufschnappen. Hätte jemand geahnt, dass eine SIL-Felge schon mal fünf Zentimerter Schlag hat und als als Ausgleich beim Auswuchten rund ein Kilogramm Blei benötigen würde? Da könnte es sich lohnen, die Felge gleich neu anfertigen zu lassen – Europa macht's möglich.

SIL

SIL (auch ZIL), das ist erklärungsbedürftig. Das Kürzel steht für Завод имени Лихачёва, das Lichatschow-Werk in Moskau, ältester Kraftfahrzeughersteller in Russland, unter unterschiedlichen Namen von 1916 bis 2013 produzierend. Gebaut wurde so ziemlich alles, was rollen konnte und von einem Verbrennungsmotor angetrieben wurde, von Luxus- und Repräsentationswagen über Lkw und Kleintransporter, Bussen und futuristischen Sport- und Rennwagen bis hin zu Militärfahrzeugen. Davon waren in der "Nationalen Volksarmee" (NVA) der "DDR" zwei Typen besonders präsent: Der "alte SIL" vom Typ SIL-157, auch "Schweine-SIL" genannt, und der "neue SIL" mit dem Kürzel SIL 131. Beide waren in Beiersdorf vertreten.

Ural

Man muss ja das Militärische nicht mögen – und dennoch wecken die Fahrzeuge bei jedem , der in der "DDR" zur Asche musste – so nannte man unter jungen Leuten die NVA – zwangsläufig Erinnerungen und es kommt zum paradoxen Effekt, dass Wiedersehen eben Freude macht. So etwa der Ural-4320 aus dem Ура́льский автомоби́льный заво́д, dem Uraler Automobilwerk. Waren das noch Zeiten, als man darunterlag und – fertig mit sich und der Welt – lässig die Zigarette am 200-Liter-Bezintank ausdrückte... Was diese Lkw in Verbindung mit Kraftfahrern als typisch russichen Frohnaturen – "Es wird schon irgenwie gutgehen!" – leisten, kann man sich in diesem Video von einer wilden Flussdurchquerung anschauen. Bei dieser Gelegenheit: Den KrAS (oder KrAZ) aus dem Кременчуцький автомобільний завод, dem Autowerk in Kremetschuk in der Ukraine, kann man hier in Aktion erleben.

GAS und UAS

Zu sehen in Beiersdorf war auch ein GAS-69, wie er von 1953 bis 1973 im Горьковский автомобильный завод, dem Automobilwerk in Gorki, gebaut wurde. Und gleich daneben sein Nachfolger der UAZ-469. der wurde im Улья́новский автомоби́льный заво́д, dem Uljanowsker Automobilwerk hergestellt, weil man in Gorki mit der Typenvielfalt nicht mehr zurecht kam. Aus Uljanowsk war auch ein UAZ-452 in Beiersdorf dabei, eine Art taigatauglicher VW-Bus.

Wehrmachtsfahrzeuge

Aus deutscher Kriegsproduktion hingegen stammt ein VW-Kübelwagen, zum Glück nicht hochglanzsaniert, sondern so, wie ein Gebrauchsfahrzeug aussehen soll. Daneben eine Wehrmachts-BMW, aber das eigentliche Glanzstück war ziemlich versteckt: Eine EMW von 1954, vermutlich die erste AWO. Das ist die nächste Geschichte: AWO steht für Awtowelo, das frühere BWW-Werk in Eisenach, das von der Sowjetunion beschlagnahmt wurde. Berühmt wurden die Einzylinder-Viertakter, die "Touren-AWO" und die "Sport-AWO". Ihre Produktion wurde aber zugunsten der Zweitakt-Kleinkrafträder eingestellt.

Und ein Exot

Ach ja, quasi als Exot war in Beiersdorf eine Dnjepr zu sehen. Das ist im Grunde die alte BMW R38, die in der Sowjetunion anhand konfiszierter Unterlagen nach dem Krieg fleißig weitergebaut wurde. Davon wiederum abgeleitet ist die Dnjepr mit durchgehender Sitzbank. Kolportiert wurde schon immer, dass man diese in der Sowjetunion hergestellten Viertaktmotoren doch lieber mit Zweitakt-Gemisch fahren sollte, damit sich die Kolben nicht festfressen...

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  • Quelle: TEB | Fotos: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 26.07.2021 - 15:33Uhr | Zuletzt geändert am 21.03.2022 - 18:23Uhr
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