Von der Stille des Lockdowns

Von der Stille des LockdownsZittau, 8. Mai 2020. Viele Menschen haben während des Lockdowns, der einen Abschnitt der Corona-Pandemie begleitete, für sie völlig neue Erfahrungen gemacht, sowohl negative wie positive. In manchen Familien flackerten Konflikte auf, weil man sich nicht mehr ausweichen konnte, andere fanden endlich mehr Zeit füreinander, bei vielen traf wohl beides zu.

Foto: © Zittauer Anzeiger
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Wahrnehmung von Lärm verändert sich

Wahrnehmung von Lärm verändert sich
Zittau menschenleer und still
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Gerade die Ausgangsbeschränkungen führten zu ganz unterschiedlichen Erfahrungen: Ein Single allein zu Haus hatte eben andere Bedingungen als eine Familie mit Haus und Grundstück.

Eine der beeindruckendsten Erfahrungen war es jedoch, auch in der Stadt vollkommene Stille zu erleben. Der vor allem vom Verkehrslärm gespeiste Geräuschpegel war weg. Warum ist Stille für viele Menschen so faszinierend?

Manche mögen's laut

Rückblende: Als die Diskotheken aufkamen, konnte es nicht laut genug sein. Vermutlich machte es der Musiklärm, der jede sprachliche Kommunikation verhinderte, den Jungs einfacher, die Mädchen anzubaggern: Worte konnten sie sich auf der Tanzfläche ersparen.

Mit zunehmendem Alter ändert sich das, auch was die Beurteilung von Klangqualität angeht. Hört ein Baby noch Frequenzen bis zu 20 Kilohertz, sind es im Alter noch 5 Kilohertz oder weniger – was für Musik beispielsweise völlig ausreicht, wenn man nicht gerade die Stradivari heraushören möchte. Zum vergleich: Hunde hören bis zu 50 Kilohertz, weshalb sie auf die Hundepfeife, die der Mensch nicht hören kann, reagieren. Fledermäuse, die sich per Ultraschall orientieren, hören bis zu 120 Kilohertz, Delfine sogar noch höhere Frequenzen.

Beim Hören tiefer Frequenzen ist beim Menschen bei 16 Hertz das untere Ende erreicht, im Gegensatz zu den hohen Frequenzen ändert sich das lebenslang nicht. Es wird angenommen, dass noch tiefere Frequenzen im Infraschallbereich psychische und körperliche Reaktionen auslösen. Infraschall kann beispielsweise bei hohem Seegang oder unterbestimmten Bedingungen bei Wind entstehen. Manche bringen das mit dem rätselhaften Verschwinden von Schiffen und Flugzeugen im Bermuda-Dreieck in Verbindung. Nachgewiesen ist, dass nicht wahrnehmbarer Infraschall bei manchen Menschen Unbehagen, Traurigkeit, Reizbarkeit oder als weiteres Beispiel Furcht auslösen können.

Natürlich spielt dabei auch der Schalldruck – gemeinhin als Lautstärke bezeichnet und in Dezibel gemessen – eine Rolle. Ab etwa 110 bis 120 Dezibel Schalldruck wird es für den Menschen schmerzhaft. Die in den USA eingesetzte Long Range Acoustic Device (LRAD) erzeugt ungefähr 150 Dezibel Schalldruck und ist eigentlich für Durchsagen über große Entfernungen gedacht, wird das Gerät aber mit einem hässlichen Piepton gespeist, wird es zur Waffe, die beispielsweise zur Piratenabwehr eingesetzt wird. Die mechanische Wirkung von Schallwellen lässt sich leicht anhand der bekannten Experimente, bei denen ein Weinglas mit Hilfe einer Violine durch Interferenzen zum Zerspingen gebracht wird, nachweisen.

"Der Mensch braucht Stille, und der Lärm umgibt ihn...", wusste schon Le Corbusier, der grandiose Architekt, als er sich über den Menschen als "eine erstaunliche Maschine" äußerte. Tatsächlich gibt es vielerlei Lärm, nur die Stille ist einzigartig. Und die Sehnsucht nach Stille wächst, viele sind des Lärms überdrüssig. Auf Dauer macht Lärm krank, er schädigt nicht nur das Gehör, sondern kann Krankheiten bis hin zum Herzinfarkt begünstigen.

Dabei wird Lärm auch subjektiv empfunden: Der junge Mopedfahrer, der seinem knatternden Auspuff noch ein wenig nachhilft, sendet seiner Umwelt das Signal "regt euch doch auf, ihr seid mir egal" und vergisst, dass die zur Lärmerzeugung nötige Energie der Motorleistung entgeht. Das Baustellenradio mag den Bauarbeitern den Job ein wenig angenehmer machen, die Anwohner jedoch geben dem neuen Nachbarn wegen der Dauerbeschallung womöglich schon die ersten Minuspunkte.

Gegen den Lärm und störende Geräusche

Störender Schall kann viele Ursachen haben, das Beste ist, Lärm schon an der Quelle zu vermeiden. Wo das nicht geht, sind schalldämmende Maßnahmen gefragt. Der Bedarf daran ist riesig, nicht ohne Grund werden moderne Autos von Generation zu Generation im leiser. Und wohl jeder kennt den akustischen Unterschied zwischen einem sparsam möblierten Zimmer, womöglich noch mit Laminat ausgelegt, und einem Raum mit Teppich und großflächigen Gardinen – beides Ausstattungselemente, die den Schall "schlucken".

Gerade an belebten Straßen oder unter Einflugschneisen kommen schallgedämmte Fenster zum Einsatz; wenn als Austausch privat finanziert, werden sie jedoch schnell zum teuren Luxus. Außerdem wirken sie nicht gegen Lärmquellen im Gebäude selbst. Empfundener Lärm geht einerseits von den Schallemittenten aus (etwa Stimmen, Maschinengeräusche, Musik oder Straßenlärm), wird aber andererseits durch Nachhall und Überlagerungseffekte weiter verstärkt. In bestimmten Situationen, etwa im Heimkino, im Besprechungs- oder Konferenzraum, in Gaststätten, in Schulen und Kindergärten wird der Nachhall als besonders unangenehm empfunden. Hier lässt sich der für das Lärmempfinden maßgebliche Schalldruckpegel günstig durch Schallabsorber senken. Diese werden in vielen Designs angeboten – geeignet etwa für Büros, Kindereinrichtungen und Wohnumgebungen – und können sehr einfach montiert werden.

Mit solchen "Schallschluckern" kommt man der ersehnten oder erwünschten Stille respektive anheimelnd-störungsfreien Umgebung zumindest ein ganzes Stück näher, denn die sie umgebenden Lärmquellen können wohl nur die wenigsten abschalten.

Tipp:
Vom Hifi-Freund bis zum YouTuber im Home Studio weiß jeder die Vorteile eines schallgedämmten Raumes zu schätzen – eine klassische Anwendung für schallabsorbierende Elemente. Zwar tun's Eierverpackungen auch, aber wirklich schön ist das nicht.

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  • Quelle: red | Fotos: © Zittauer Anzeiger
  • Erstellt am 08.05.2020 - 12:36Uhr | Zuletzt geändert am 08.05.2020 - 15:02Uhr
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