Dreimal Düsseldorf

Dreimal DüsseldorfDüsseldorf, 22. Januar 2022. Von Thomas Beier. Zwar bin ich schon aus grundsätzlichen Erwägungen bereits immer "ein Mann in seinen besten Jahren", wie sich Astrid Lindrens "Karlsson vom Dach" vorstellte, doch das schützt nicht davor, dass die Last der Erinnerungen wächst. Wie bei einem dieser seltsamen Verschwörungstheoretiker, deren Gedankengut allerdings nicht einmal das Niveau einer handfesten Theorie erreicht, sucht das Gehirn dann nach Verknüpfungen. Lässt man es gewähren, kann das Ergebnis durchaus verblüffend sein: Düsseldorf also.

Abb.: Der Stadtgraben in der Mitte der Königsallee in Düsseldorf mit dem Tritonenbrunnen
Foto: Alexander Gresbek, Pixabay License
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Von der Kindheit bis zur Gegenwart

Meine allererste Erinnerung an Düsseldorf stammt aus frühen Kindertagen und ist die an einen von dort kommenden Besuch – Ja, von wem eigentlich? – in dem Städtchen, in dem ich aufwuchs. Meine Mutter hatte die Idee, ich könnte zur Begrüßung "West-Düsseldorf kommt da!" singen in einer Art, die man heute Rap nennen würde. Die Melodie ist mir nie wieder aus dem Kopf gegangen. Die Frage, ob es denn ein Ost-Düsseldorf gibt, ist mir übrigens nie in den Sinn gekommen, denn die Begriffe Ost und West waren damals nicht mit Stadtteilen, sondern mit Staaten belegt.

Schallplatten aus Düsseldorf

Später dann wurde Düsseldorf sehr, sogar äußerst wichtig: Es muss eine Schulfreundin meiner Mutter gewesen sein, die es – wann auch immer – nach Düsseldorf verschlagen hatte. Dort führte sie eine Modeboutique, am allerwichtigsten aber: Sie schickte regelmäßig das, was man im Osten ein Westpaket nannte, darin jeweils die neuesten Singles, gut versteckt vor den Postschnüfflern der "DDR". Für die später Geborenen: Singles waren damals keine bindungsfreien Damen und Herren, sondern kleine Schallplatten mit zwei, später auch vier Songs.

Die Dame muss mit dem Zeitgeist verheiratet gewesen sein: Oft am Boden von Oblatendosen kamen Chubby Checker, die ersten Singles der Beatles und der Rolling Stones, die von Little Eve und all den Jazzgrößen ins Erzgebirge. Während sich die Eltern manchmal mehr für den Duft des Westkaffees interessierten, beschallten ihre Söhne das Wohnviertel mit der neusten "Westmusik" – und niemand regte sich auf.

Abenteuer auf der Kö

Die nächst Episode handelt auf der Kö in Düsseldorf, der sich am auch Kö-Graben genannten Stadtgraben entlangziehenden Königsallee, oder in deren Nähe. Irgendwie hatte es mich als Aussteller auf der photokina ’90 von Köln nach Düsseldorf verschlagen und ich zog Abend durch die Stadt. Bitte nicht falsch verstehen: Es war eher ein Spaziergang, beim Ossi saß die D-Mark damals ziemlich fest. Jedenfalls geschah auf der Kö das Folgende: Fast unbemerkt hatte ich auf einmal an jedem Arm einen Herrn im livrierten Mantel ud mit Schirmmütze, die meine Schritte sanft, aber konsequent zum Eingang irgendeines Etablissements lenkten. Das konnte man doch mit einem klammen Ossi, zudem ein Kind der sozialistischen Moral, nicht machen! In letzter Sekunde riss ich mich los und flüchtete.

Unerwartete Begegnung

Eingedenk dieser Erinnerungen ergab sich unlängst die Gelegenheit, wieder einmal über die Kö zu schleichen. Natürlich hatte sich das, was meine Aufmerksamkeit erregt, als Betreiber von Nachrichtenplattformen längst gewandelt. Deshalb schaute ich mir naheliegenderweise die Fenster der Westdeutschen Zeitung an, die hier in einem Business Center präsent ist. Routinemäßig als alter Unternehmensberater - Kunden gibt es schließlich überall - schnell noch ein Check, wer sonst noch hier ein Büro unterhält - aber einen langjährigen Osnabrücker Geschäftspartner der BeierMedia jetzt als leistungfähige SEO Agentur in Düsseldorf finden, das war dann doch eine Überraschung!

Merke:
Die besten Geschäftspartner findet man weder auf regelmäßig sinnfreien Visitenkartenpartys oder irgendwelchen Kooperationsbörsen, sondern durch anklopfen und “Guten Tag!” sagen. Das passende Sprichwort lautet: "Mit dem Hut in der Hand kommt man durchs ganze Land!" – o.k., zugegeben, mit einer guten Webseite, die von Google dank SEO-Suchmaschinenoptimierung an die Hand genommen wird, geht es auch.

Kulturzuschlag:
Dorthe: Wärst du doch in Düsseldorf geblieben

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  • Quelle: Foto: AG-Pics / Alexander Gresbek, Pixabay License
  • Erstellt am 22.01.2022 - 15:50Uhr | Zuletzt geändert am 14.11.2022 - 12:37Uhr
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