Die Bedeutung von Eishockey in den USA und in Deutschland – andere Kultur, andere Einflüsse

Die Bedeutung von Eishockey in den USA und in Deutschland – andere Kultur, andere Einflüsse

Görlitz, 5. September 2023. Eishockey ist sowohl in Deutschland als auch in den USA ein Bestandteil der Sportkultur, doch die Bedeutung der Sportart könnte in beiden Ländern kaum unterschiedlicher sein. Während Eishockey in den USA zu den vier größten Sportarten zählt, kämpft der Sport in Deutschland noch im breite Akzeptanz, trotz wachsender Beliebtheit. Ein Blick auf die Geschichte, die Einflüsse und die aktuelle Situation zeigt, wie wenig ausgeprägt die Fankultur hierzulande ist und wie stark der Sport in den USA dominiert.

Zwei Länder, ein Sport: Wie Eishockey in Deutschland und den USA unterschiedlich gelebt wird

Foto: Sissi Pannach auf Pixabay

Anzeige

Starke Historie – die Entwicklung von Eishockey

Echte Eishockeyfans kaufen ihre Tickets und reisen sogar nach New York, um die Rangers einmal bei ihrem beeindruckenden Spiel zu beobachten. In den USA gehört die Sportart Eishockey zu den nationalen Kulturen und ist weit über die Grenzen des Landes bekannt. Die National Hockey League (NHL) genießt weltweit hohes Ansehen und hat einen wichtigen Stellenwert in den Vereinigten Staaten. Zu den bekanntesten Teams gehören die Rangers, die mit ihren zahlreichen Stanley-Cup-Siegen auf eine große Fangemeinde blicken können.


Die deutsche Eishockey-Geschichte ist weniger prominent, aber durchaus interessant. Meisterschaften gibt es hierzulande seit 1912, verglichen mit Fußball oder Handball ist die Sportart aber bedeutungslos. Mit Gründung der Deutschen Eishockey Liga (DEL) wurde erstmals ein Schritt nach vorne gegangen, denn jetzt ist das Land zumindest international mit von der Partie. Und auch in der Jugendarbeit zeigt sich, dass das Interesse an dem Sport auf dem Eis wächst. Es melden sich mehr junge Menschen im Verein an und möchten Eishockey lernen.


Starke Medienpräsenz in den USA, fehlendes Publikum in Deutschland


Rund 4,83 Millionen Deutsche würden von sich selbst behaupten, ein großes Interesse an Eishockey zu haben. Dem entgegen steht eine Geringe Anzahl von Mitgliedern im Eishockey-Bund (weniger als 20.000). Die Medienpräsenz der Sportart ist äußerst gering, nur spezialisierte Sportkanäle übertragen die wichtigen Spiele der Ligen. Das Publikum ist zwar gewachsen, kommt aber nicht annähernd an das ran, was Fußball und Co. mitbringen.


In den USA hingegen wird auf eine umfangreiche Medienlandschaft gesetzt. NHL-Spiele werden live im nationalen Fernsehen übertragen, Online-Plattformen und Nachrichtenmagazine informieren kontinuierlich über den Sport. Hochdotierte Werbepartnerschaften der New York Rangers und anderer namhafter Vereine unterstützen die finanzielle Entwicklung des Sports.


Der Wirtschaftseinfluss von Eishockey ist in den Staaten enorm


Aus wirtschaftlicher Sicht hat Eishockey in den USA einen sehr wichtigen Stellenwert. Durch die NHL werden jedes Jahr Milliarden Dollar generiert und auch auf dem Merchandise-Markt ist viel Umsatz zu verzeichnen. Die Bedeutung lässt sich in etwa mit dem deutschen Fußballbund vergleichen, insbesondere wenn es um die finanzielle Stärke geht. Die gesamte nordamerikanische Sportindustrie, von Medienrechten bis Ausstattung wird stark von Eishockey und den drei anderen großen Sportarten (Baseball, Basketball, Football) dominiert.


Für die deutsche Wirtschaft ist der Einfluss von Eishockey wenig relevant aber auch nicht ganz unbedeutend. Die DEL hat in den letzten Jahren wachsende Sponsoring-Einnahmen verzeichnet und auch die Zuschauerzahlen sind über das gewohnte Maß gestiegen. Wenngleich es hier keinen relevanten Vergleich mit den USA oder Kanada gibt, steht das Wachstum für Hoffnung, dass sich dieser Markt weiterentwickelt.


Förderung und Talentcoaching in den USA sehr viel relevanter als in Deutschland


Einer der größten Unterschiede im Eishockey zwischen Deutschland und den USA ist in der Talentförderung zu sehen. Während die Infrastruktur zur Talentsichtung in den USA stark ausgeprägt und entwickelt ist, steckt Deutschland hier klar zurück. Jenseits des Großen Teichs bieten Colleges und Universitäten zahlreiche Eishockeyprogramme und damit Fördermöglichkeiten für junge Menschen. Hinzu kommen Juniorenligen und Akademien, die den Nachwuchs schon ab einem jungen Alter fördern.


In Deutschland ist die Situation komplexer. Zwar wurde auch hier schon verstärkt in die Jugendarbeit investiert, es mangelt aber an einer durchgängigen Förderstruktur. Man hat einiges von der amerikanischen Methode gelernt und versucht nun, ähnliche Schulsysteme und Förderprogramme zu etablieren. So soll langfristig auch der Eishockeynachwuchs in Deutschland bessere Chancen bekommen.


Die Rolle von Frauen im Eishockey nimmt stark an Bedeutung zu


Ein weiterer spannender Aspekt ist die Rolle von weiblichen Teams im Eishockey. In den USA gibt es eine starke Bewegung Frauen im Sport allgemein zu fördern. Die National Women’s Hockey League ist eine professionelle Möglichkeit für Frauen, den Sport auf Spitzenniveau auszuüben. Die Aufmerksamkeit ist allerdings weit von der Bedeutung der NHL entfernt. Noch schwieriger ist es für deutsche Eishockeyspielerinnen, die noch stärker im Schatten des Männersports stehen. Es gibt zwar auch hier eine Frauen-Bundesliga und einige gute Ergebnisse auf internationaler Ebene, die finanziellen Förderungen und die Medienpräsenz liegen aber nahezu bei Null. Das Interesse an Eishockey befindet sich in Deutschland zwar im Wachstum, diese Tendenz hat aber primär den Männersport im Fokus.


Tatsächlich ist es unwahrscheinlich, dass die Bedeutung von Eishockey hierzulande irgendwann ein ähnliches Niveau wie in den USA erreicht. Das beginnt schon beim ausgeprägten Nationalstolz der Amerikaner, die auf die Entwicklungsgeschichte der NHL zurückblicken. Das fehlt in Deutschland einfach und die bisherige Geschichte gibt keine Signale dahingehend, dass sich etwas ändern wird.

Kommentare Lesermeinungen (0)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Erstellt am 05.09.2023 - 15:59Uhr | Zuletzt geändert am 05.09.2023 - 20:46Uhr
  • drucken Seite drucken
Anzeige